Interne Validität
Interne Validität gibt an, inwieweit die Ergebnisse einer Untersuchung auf die Manipulation einer UV zurückgeführt und mögliche Störeinflüsse ausgeschlossen werden können. Im Sinne der kumulativen Natur der Validitätsarten bedeutet das: Selbst wenn statistische Validität mit einem statistisch abgesicherten Effekt gegeben ist, so muss dieser nicht auf die Manipulation der UV zurückgehen, wenn die interne Validität nicht gegeben ist.
Die interne Validität ist ein Gütekriterium einer empirischen Untersuchung. Ein Experiment ist dann intern valide, wenn die Messwerte der abhängigen Variable (AV) eindeutig auf die unabhängige Variable (UV) zurückzuführen sind. Sie „liegt vor, wenn das Ergebnis einer Untersuchung eindeutig interpretierbar ist.“ (Sarris & Reiß, 2005, S.204)
Es dürfen keine alternativen Bedingungen am Zustandekommen der Messwerte beteiligt sein. „Die interne Validität sinkt mit wachsender Anzahl plausibler Alternativerklärungen […].“ (Bortz & Döring, 2005, S.680) Deshalb müssen mögliche Störeinflüsse ausreichend kontrolliert werden. Wenn das der Fall ist, kann von der gemessenen AV auf die Verursachung durch die UV geschlossen werden.
In der internen Validität zeigt sich die Umsetzung des MaxKonMin-Prinzips. Je höher die Primärvarianz im Verhältnis zur Sekundär- und Fehlervarianz ist, umso größer ist die interne Validität. Eine möglichst hohe interne Validität ist wünschenswert.
Einflussfaktoren:
Die Einflussfaktoren sind einzeln bestimmbar. Sie gelten als unabhängig voneinander und unabhängig von der jeweils gesetzten experimentellen Bedingung. Daher sind sie als Liste denkbarer Störvariablen anzusehen.
- Auswahlverzerrungen
- Experimentelle Mortalität
- Veränderung der Messinstrumente
- Reifung
- Statistische Regression
- Testeffekte
- Zeiteinflüsse
Beispiel: Es soll nachgewiesen werden, dass Lärm die Lernleistungen von Schülern beeinträchtigt. Dazu werden 2 Schülergruppen durch Randomisierung gebildet. Beide erhalten die Aufgabe, innerhalb von 30 Minuten ein Gedicht auswendig zu lernen. Eine Gruppe kann das Gedicht unter Ruhebedingungen, operationalisiert durch 30 Dezibel Schalldruck, lernen. Die andere Gruppe lernt in einem Raum, in den Disco-Musik mit einem Schalldruck von 85 Dezibel eingespielt wird. Im Anschluss erhalten beide Gruppen die Aufgabe, das Gedicht aufzuschreiben. Die Lernleistung wird durch die Anzahl korrekt aufgeschriebener Wörter operationalisiert. In der Gruppe, die unter Ruhebedingungen gelernt hat, schreiben die Schüler im Durchschnitt 120 Wörter korrekt auf. In der Gruppe, die unter Lärm gelernt hat, schreiben die Schüler im Durchschnitt 83 Wörter korrekt auf. Die geringeren Lernleistungen der zweiten Gruppe können in diesem Experiment auf den Lärm während des Lernens zurückgeführt werden, weil mögliche personelle Störeinflüsse wie Intelligenz durch die Randomisierung kontrolliert wurden.
Zussamenhang mit externer Validität
Bei der Versuchsplanung muss eine hohe interne Validität oberste Priorität haben. Es geht in dieser Phase in erster Linie darum sicherzustellen, dass ein Rückschluss von gemessenen Werten der abhängigen Variable auf deren Verursachung durch die unabhängige Variable möglich ist. Das Experiment möchte Kausalerklärungen liefern. Dazu ist eine hohe interne Validität unerlässlich. Die Frage, ob dieser Kausalschluss auch generalisierbar ist, stellt sich erst danach. Das bedeutet, die Frage nach der externen Validität ist nur relevant, wenn die interne Validität gesichert ist. Die interne Validität "ist eine notwendige, wenn auch nicht hinreichende Bedingung für die externe Validität" (Sarris, 1990, S. 222).
Eine Erhöhung der internen Validität führt jedoch nicht zu einer Erhöhung der externen Validität, eher im Gegenteil. Durch die maximale Kontrolle von Störeinflüssen in experimentellen Situationen (vgl. Max-Kon-Min-Prinzip) verliert eine Untersuchung an Generalisierbarkeit, sie wird künstlich. Andersherum wirken in natürlichen, d. h. maximal verallgemeinerbaren, Situationen (Felduntersuchungen) meist zu viele unkontrollierbare Störfaktoren auf die AV ein, als dass man die interne Validität als hoch einstufen könnte. Sarris (1990, S. 222) spricht in diesem Zusammenhang von dem Problem der "partiellen Inkompatibilität von ‚interner’ und ‚externer’ Validität".