Unterscheidung qualitativ - quantitativ
In der folgenden Übersicht sollen die beiden Pole des Spannungsfeldes qualitativer/quantitativer Forschung gegenübergestellt werden.
QUANTITATIV | QUALITATIV |
---|---|
Tradition | |
Naturwissenschaft | Geisteswissenschaft |
Gegenstand | |
Natur (Objekt)
Verhalten |
Geist/Bewusstsein
Erleben |
Ziel | |
Erklären
(Kausalbeziehung) |
Verstehen
(Beschreiben, Hineinversetzen, Nachvollziehen) |
Funktion | |
Prüfung von Hypothesen und Theorien | Exploration, Hypothesengenerierung |
Vorgehen | |
Nomothetisch
Manipulierend Variablenorientierung Deduktiv Festlegung Vorgegebene Kategorien Präzise Elementaristisch Sparsam |
Idiografisch
Naturalistisch Fallorientierung Induktiv Flexibilität Offene Verfahren Angemessen Holistisch Umfangreich |
Verallgemeinerung | |
Von einer Stichprobe auf die Grundgesamtheit | Von einem Einzelfall auf eine Theorie |
Qualitätskriterien | |
Klassische Gütekriterien: | Noch kein einheitlicher Konsens. Hier nach Mayring (2002):
Verfahrensdokumentation Argumentative Interpretationsabsicherung Regelgeleitetheit Nähe zum Gegenstand Kommunikative Validierung |
Messinstrumente | |
Personenunabhängige Messinstrumente: | Der Forscher selbst |
Daten | |
„Hart“, numerisch (evtl. kodiert):
Operationalisierung legt Messung und ggf. Quantifizierungsregeln für alle Daten fest -> Präzision, Replizierbarkeit |
Weich“, interpretationsbedürftig:
verbales und visuelles Material, das vom Forscher noch stark interpretiert werden muss -> Angemessenheit, Realitätsnähe |
Forschungsprozess | |
Beispielstudien | |
Therpieansätze | |
z.B. kognitive Verhaltenstherapie | z.B. narrative systemische Therapie, Tiefenpsychologie |
Gemeinsamkeiten
Neben den extrem gegensätzlichen Eigenschaften der Pole soll auch kurz auf die Gemeinsamkeiten eingegangen werden. Zunächst führen beide Wege der Erkenntnisgewinnung durch das Nadelöhr eines Subjekts, auch die quantitative Forschung, was besonders bei der Wahl der Forschungsfrage und der Interpretation der Daten deutlich wird (Exploration, Reflexivität und Versuchsleitereffekt/ Versuchsleitererwartungseffekt). Sie gehen nur unterschiedlich damit um: Der quantitative Ansatz versucht, diese subjektive Verzerrung zu kontrollieren und zu eliminieren. Der qualitative Ansatz geht davon aus, dass das nicht möglich sei, und macht die Subjektivität deswegen einfach zu einem Kern-Bestandteil des Prozesses.
Des Weiteren müssen beiderlei Erkenntnisse falsifiziert werden. Sie tun dies nur auf verschiedene Weisen. Quantitative Forschung will es streng und präzise falsifizieren, damit man die Erkenntnisse entweder auf alle oder keinen verallgemeinern kann. Qualitative Forschung falsifiziert höchstens verbal mit dem Untersuchungsobjekt oder falsifiziert durch noch tieferes Hineinerleben und Selbsttransformieren in das Untersuchungsobjekt.
Schließlich kann man die Unterscheidung zwischen Erklären und Verstehen in Frage stellen. Beide Ansätze suchen letztlich eine deterministische Erklärung von Verhalten – dabei unterscheiden sich die Theorien in ihrer Formulierung darin, ob diese Erklärungen es nun als elementaristische Kausalzusammenhänge oder als nachvollziehbare Gründe bezeichnet wird. (Trugschluss des Verstehens)