Deduktion
- vom Allgemeinen zum Besonderen
Als Deduktion bezeichnet man den Kausalschluss von allgemeinen Gesetzmäßigkeiten auf Einzelfälle – beispielsweise den Prozess der Vorhersage bestimmter Ereignisse auf der Grundlage einer wissenschaftlichen Theorie. Diese Vorhersage nennt man dann Hypothese.
Deduktive Prozesse spielen eine wesentliche Rolle beim Design von Studien und Experimenten: ein Ereignis wird vorhergesagt und dann muss überprüft werden, ob es tatsächlich eintrifft (siehe Verifikation und Falsifikation). Der deduktive Ansatz ist strenggenommen deterministisch, d. h. idealerweise wird eine eindeutige und vollständige Zuordnung von Explanans und Explanandum vorausgesetzt. Meist treten in der Psychologie jedoch keine deterministischen, sondern probabilistische - d. h. mit einer Wahrscheinlichkeit unter 100% zutreffende - Aussagemöglichkeiten auf (siehe auch quasiuniverselle Hypothesen). (Beispiel: Eine Theorie „Menschen, die in ihrer Kindheit Gewalt erfuhren, werden später selbst gewalttätig“ würde zum Schluss führen: „Diese Person hat als Kind Gewalt erfahren, also ist sie gewalttätig.“ In der Psychologie würden wir aber eher eine Theorie „Menschen, die in ihrer Kindheit Gewalt erfuhren, werden später selbst mit hoher Wahrscheinlichkeit gewalttätig“ antreffen und dementsprechend nur schließen können: „Diese Person hat als Kind Gewalt erfahren, also ist sie wahrscheinlich gewalttätig.“)
Ein zentrales Problem der Deduktion ist die Frage, woher die Ausgangsannahme – die Basis der Deduktion – stammt. Während Popper hier von „der kühnen Vermutung“ als einer möglichen Quelle spricht, ist es schwer vorstellbar, dass sich eine Theorie quasi aus dem Nichts formt, um dann zur Überprüfung bereitzustehen. Aus dieser Sicht ergibt sich auch der Forschungsprozess der normativ-wertfreien Sichtweise, in der Theorien durch Beobachtung und Induktion entstehen, ob wissenschaftlich kontrolliert oder auch nur im Alltag durchgeführt. Eine rein deduktive Forschung ist aus dieser Perspektive also weder möglich, noch vorgesehen. Während also der Vorteil der Deduktion ist, dass sie die Prüfung einer Theorie ermöglicht, und zwar, unabhängig von ihrer Herkunft, so ist ihr Nachteil, dass sie selbst strenggenommen keine neuen Theorien hervorbringen kann.
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