Forschung nach Kontrollierbarkeit

Aus eLearning - Methoden der Psychologie - TU Dresden
Zur Navigation springen Zur Suche springen


Üblicherweise wird Forschung in drei große Bereiche unterteilt, die sich im Ausmaß ihrer Kontrollierbarkeit unterscheiden. Diese drei Arten sind meist nicht klar unterteilbar und überlappen sich zu einem gewissen Grad. Trotzdem können sie in vereinfachter Form voneinander abgegrenzt dargestellt werden:

Kontrollierbarkeit.png

Experimentelle Forschung

Experimente sind strenggenommen die einzige Forschungsart, die Rückschlüsse auf Kausalzusammenhänge zulässt. Voraussetzung ist hierfür der Ausschluss von Alternativerklärungen für die beobachteten Effekte. Dies bedeutet, dass die UVs aktiv vom Forscher manipuliert werden. Ebenso müssen Störvariablen kontrolliert werden – das bedeutet praktisch: ein randomisiertes Design mit standardisiertem Versuchsablauf und –umfeld.

Mit dem Experiment lassen sich somit Kausalmodelle und Gesetze überprüfen.


Quasi-experimentelle Forschung

Quasi-Experimente wollen ebenfalls Kausalzusammenhänge untersuchen – allerdings sind Rückschlüsse hier nur bedingt möglich, da Störeinflüsse nicht komplett ausgeschaltet und Alternativerklärungen somit nicht ausgeschlossen, sondern nur minimiert werden können. Dies ist etwa der Fall, wenn eine UV kontrolliert manipuliert wird, eine andere jedoch organismisch ist. Mit dem Quasi-Experiment können Kausalmodelle und Gesetze deshalb nur vorläufig überprüft werden.

Nicht-experimentelle Forschung

Nicht-experimentelle Forschung betrachtet nur noch Korrelationen zwischen Phänomenen. Hier sind Alternativerklärungen nicht auszuschließen. Die UVs sind unkontrollierbar, da sie entweder organismische Variablen darstellen, oder im Nachhinein (siehe Ex-Post-Facto) gewählt wurden.

Ohne Möglichkeit der Manipulation kann diese Art der Forschung also keine Aussagen über Kausalzusammenhänge treffen. Sie wird häufig zur Exploration von Modellen genutzt.

Small N – Einzelfallforschung

Eine Besonderheit außerhalb dieses Schemas stellt die Einzelfallforschung-Forschung dar. Sie strebt an, an einzelnen oder wenigen Versuchspersonen repräsentative Ergebnisse zu erzielen. Dies wird durch eine Kontrolle der SV über die Zeit erreicht. Damit ähnelt der Ansatz in seiner Strenge der experimentellen Forschung, zeigt aber gleichzeitig bestimmte Schwächen in der Generalisierbarkeit der Ergebnisse.

Gegenseitige Ergänzung

Auch wenn es verlockend sein mag, das Experiment als Königsklasse über alle anderen Arten der Forschung zu stellen, sollte man sich bewusst sein, dass alle hier vorgestellten Forschungsarten in bestimmten Situationen die optimale Wahl sein können.

Während Experimente in ihrer ausgeprägten Kontrollierbarkeit Kausalaussagen zulassen, ist nicht-experimentelle Forschung häufig flexibler und anwendungsnäher (es handelt sich hierbei in gewissem Sinn wieder um eine Gegenüberstellung von interner und externer Validität). Zudem lassen sich manche Phänomene nicht experimentell untersuchen, da beispielsweise eine Manipulation der UV unmöglich oder ethisch nicht vertretbar ist (etwa wenn der Einfluss von Alter auf die Lebenszufriedenheit untersucht werden soll).

Ebenso kann eine experimentelle Studie zur Überprüfung von Hypothesen duchgeführt werden, die erst im Rahmen einer nicht-experimentellen Untersuchung aufgetreten sind. Oder ein experimentell erfasster Zusammenhang wird durch eine nachgestellte nicht-experimentelle Untersuchung inhaltlich unterfüttert und ausgebaut.

Die verschiedenen Forschungsarten sollten also alternativ, ergänzend, und kombiniert genutzt werden.