Induktion

Aus eLearning - Methoden der Psychologie - TU Dresden
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Induktion nennt man das Schließen von spezifischen Ereignissen auf eine allgemeine Erkenntnis – induktives Vorgehen wäre es beispielsweise, aus Einzelbeobachtungen bei Experimenten Rückschlüsse auf eine Theorie zu ziehen. Sie bildet das Gegenstück zur Deduktion.

Der Induktionsprozess ist im Rahmen der Theoriengenerierung, aber auch der Falsifikation oder Bekräftigung von Theorien ein wichtiger Bestandteil des wissenschaftlichen Vorgehens (wenn aus einem Experiment Rückschlüsse über die Theorie gezogen werden, ist dies eine Form der Induktion).
Arten induktiver Schlüsse sind etwa:

  • die Verallgemeinerung (was für A und B gilt, gilt auch für C) (Beispiel: „heute ging die Sonne auf, gestern ging sie auf – also geht sie morgen auch auf“)
  • der Teilschluss (wenn ich x und y über A weiß und B wirkt wie A, dann gilt auch für B x und Y) (Beispiel: Vögel können fliegen und legen Eier. Ein Strauß sieht aus wie ein Vogel – also kann er fliegen und Eier legen…).
  • der Statistische Schluss (wenn x bei Teilen der Klasse A zu p% auftritt, dann tritt es bei allen A zu p% auf). (Beispiel: Für ein Medikament eine Nebenwirkung bei 10 von 1000 Menschen gefunden wurde – dann gilt diese Wahrscheinlichkeit der Nebenwirkung für alle Menschen).


John Stuart Mill postulierte bereits im 19. Jhdt Regeln zum korrekten induktiven Schließen.


So alltäglich die Induktion sein mag, so problematisch ist sie auch aus wissenschaftlicher Sicht:

  • Das durch Induktion erworbene Wissen ist niemals wirklich gesichert (Problem der Unabschließbarkeit). Es können niemals alle möglichen Fälle untersucht werden und somit besteht immer die Gefahr, dass auch solche Fälle existieren, die nicht den geschlussfolgerten Überlegungen entsprechen.Deshalb können induktive Herleitungen nicht als endgültige kausale Erklärungen anerkannt werden.
  • Selbst das Sammeln einer unendlich großen Anzahl von Beobachtungen macht noch keine Theorie – es muss ein Grundzusammenhang gegeben sein, der bestimmte Konzepte voraussetzt. Aus tausenden Beobachtungen etwa über die Merkfähigkeit lässt sich keine Theorie aufbauen, wenn man das Konzept „Gedächtnis“ nicht als Fundament benutzt.
  • Implizite Theorien und kulturell bedingte Annahmen steuern unsere Wahrnehmung und verzerren somit alle induktiv entstandenen Schlussfolgerungen. Allein schon die so notwendigen Grundzusammenhänge (siehe vorheriger Punkt) sind zwangsläufig zumindest zum Teil unbewusst und implizit. Beobachtungen können also niemals vollkommen objektiv sein, und damit die aus ihnen gezogenen Schlussfolgerungen noch weniger.
  • Kritisieren lässt sich auch die zirkuläre Argumentation, mit der oft versucht wird, den Induktionsprozess zu validieren: „Beweis“ des Erfolgs der Induktion durch weitere Induktion. (Beispiel: Man kann induktiv zu der Theorie gelangen, dass sonntags keine Post ausgeliefert wird – nämlich indem man die eigenen Beobachtungen des sonntäglich leeren Briefkastens heranzieht, Wenn man nun jedoch die Aussage trifft, dass die Induktion eine gute Herangehensweise ist, da die so erlangte Theorie durch anschließende Beobachtungen – also dadurch, dass man auch an folgenden Sonntagen keine Post bekommt - bestätigt wurde, trifft man einen Zirkelschluss. Man belegt die Induktion mit Induktion und das ist kein zulässiger Beweis.)




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