Zählen und Kategorisieren

Aus eLearning - Methoden der Psychologie - TU Dresden
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Zählen ist die Abbildung des Auftretens verschiedener Merkmalsausprägungen in Häufigkeiten. Diese Definition mag etwas sperrig klingen, sie meint aber tatsächlich in erster Linie einfach nur zählen. Kategorisieren ist das Einordnen von Objekten in feste Kategorien.Zählen als Erhebungsmethode bedeutet letztlich zu zählen, was zuvor kategorisiert wurde. Zum Beispiel können die Studierenden im Fach Psychologie in Studierende mit “Abitur in Sachsen” und Studierende mit “Abitur in anderem Bundesland/Schulabschluss im Ausland” kategorisiert werden. Anschließend kann gezählt werden, wie viele Studierende den jeweiligen Kategorien angehören.

Kriterien für die Kategorisierung

  • Exklusivität - Kategorien müssen sich gegenseitig ausschließen. Ein Objekt darf also immer nur genau einer Kategorie angehören. Probleme können dabei bei Hierarchien auftreten (Kategorien wie Handwerker und Schreiner sind nicht exklusiv), aber auch, wenn sich Kategorien entweder in ihrer Bedeutung (Schlachter und Metzger) oder inhaltlich überschneiden (Ein Schlosser kann, muss aber nicht Selbstständig sein).
  • Exhaustivität - Alle Objekte müssen kategorisierbar sein. Das Merkmal muss komplett beschrieben werden können. In einigen Fällen kann das zu sehr vielen Kategorien mit sehr wenigen Objekten führen. In diesem Fall ist es ratsam, eine Kategorie “sonstiges” einzuführen, um etwaige Restfälle, die nicht weiter unterschieden werden sollen, zu erfassen.
  • Genauigkeit - Kategorien müssen exakt und eindeutig trennbar definiert sein. Dazu zählt eine saubere Operationalisierung. Achtung: Für manche Kategorien, welche auf den ersten Blick klar definiert sind, stellt sich dies bei genauerer Betrachtung als Irrtum heraus. So werden die oberflächlich einleuchtenden Kategorien für Geschlechter (Frau – Mann) sowohl von der Genderforschung als auch von intersexuellen Menschen hinterfragt.

Wird mehr als ein Merkmal kategorisiert und gezählt, so kann das Ergebnis einer solchen Zählung als Kreuztabelle dargestellt werden.

\ Abitur in Sachsen Abitur nicht in Sachsen
männlich 10 15 25
weiblich 30 65 95
40 80 120

Quantitative Inhaltsanalyse

Die quantitative Inhaltsanalyse ist eine Methode, die auf dem Zählen und Kategorisieren basiert. Ihr zu Grunde liegt die Annahme, dass die Häufigkeit von Begriffen in einem Text Aufschluss über den Inhalt gibt.
Kategorien können dabei entweder deduktiv (aus der Theorie heraus) oder induktiv (aus dem Textmaterial abgeleitet) festgelegt werden, in der Praxis ergeben sich oft aus der Theorie Kategorien, die anhand des Textes verfeinert, erweitert und differenziert werden. Ziel kann zum Beispiel eine Häufigkeitsanalyse (“Wie oft erwähnt Zeitung X bestimmte Parteien und Politiker”) oder auch eine Kontingenzanalyse (“Welche Zeitungen erwähnen bestimmte Parteien und Politiker eher in positivem, welche eher in negativem Kontext?”) sein.
Für sogenannten Valenz- oder Intensitätsanalysen („wie informativ ist eine Artikel einer Zeitung?“) ist es bereits nicht mehr eindeutig, in welche Kategorie Textabschnitte eingeordnet werden sollten und es müssen Menschen zum urteilen (=Kodieren) hinzugezogen werden. Objektivität kann hier erreicht werden, indem mehr als ein Urteiler die Objekte bewertet {Konkordanz}. Sollte es sich um wirklich komplexe Kategorien handeln, kann es empfehlenswert sein, den Kodierern Textbeispiele für die Kategorien vorzulegen (siehe auch Arten von {Ratingskalen}) und die Analyseeinheiten klar zu definieren (Soll jeder Text, jeder Absatz, jedes Wort kategorisiert werden?).


Auch Bilder können einer Inhaltsanalyse unterzogen werden.
Zum Beispiel: D. E. Robinson analysierte 1976 Bilder in den “Illustrated London News” zum Wandel der Bartmode zwischen 1842 und 1970 und verglich seine Ergebnisse mit den Ergebnissen von J. Richardson und A. L. Kroeber, die 1940 Länge und Weite von Röcken aus Bildern über drei Jahrhunderte analysierten.
BeispielInhaltsanalyseRobinson1976.png
Bild von http://www.jstor.org/stable/2777558