Schriftliche Befragung: Unterschied zwischen den Versionen
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<br/>Ein spezifisches Problem schriftlicher Befragungen sind niedrige Rücklaufquoten, also eine niedrige Anzahl von Antworten auf versendete Fragebögen. Nach immer geringeren Rücklaufquoten entwickelte Dillman in den 1970er Jahren die Strategie der '''Total Design Method'''. Das revolutionäre daran war, dass Dillman eine Befragung als einen [http://de.wikipedia.org/wiki/Austauschtheorie sozialen Austausch] ansah und daraus seine Folgerungen ableitete: Allgemein strebt man somit danach, die Kosten für die Teilnehmer zu minimieren und den Nutzen - sowie das Vertrauen in das Eintreten dieses Nutzens - zu maximieren. | <br/>Ein spezifisches Problem schriftlicher Befragungen sind niedrige '''Rücklaufquoten''', also eine niedrige Anzahl von Antworten auf versendete Fragebögen. Nach immer geringeren Rücklaufquoten entwickelte Dillman in den 1970er Jahren die Strategie der '''Total Design Method'''. Das revolutionäre daran war, dass Dillman eine Befragung als einen [http://de.wikipedia.org/wiki/Austauschtheorie sozialen Austausch] ansah und daraus seine Folgerungen ableitete: Allgemein strebt man somit danach, die Kosten für die Teilnehmer zu minimieren und den Nutzen - sowie das Vertrauen in das Eintreten dieses Nutzens - zu maximieren. | ||
Das bedeutet zunächst, Zeitaufwand und Anstrengung (die Kostenseite) für die Teilnehmer möglichst gering zu halten ''(z.B.: alle Fragen leicht verständlich formulieren und fertig präparierten Rückumschlag mitsenden)''. | <br/>Das bedeutet zunächst, Zeitaufwand und Anstrengung (die '''Kostenseite''') für die Teilnehmer möglichst gering zu halten ''(z.B.: alle Fragen leicht verständlich formulieren und fertig präparierten Rückumschlag mitsenden)''. | ||
Gleichzeitig sollte die Befragung den Teilnehmern etwas bieten (die Nutzenseite), also möglichst unterhaltsam sein, eventuell zur Selbsterkenntnis beitragen und die Teilnahme sollte die Ideale der Teilnehmer ansprechen ''(etwa, die Wissenschaft damit zu unterstützen)''. Diese Ideale können auch noch einmal durch ein Erinnerungsschreiben (z.B. nach einer Woche) mit vorsorglichem Dank angesprochen werden. Zusätzlich können weitere Anreize, wie finanzieller Gewinn gegeben werden. Kleine sogenannte „Incentives“, die schon vor der Teilnahme mitgesendet werden (Vertrauensvorschuss von Seiten des Forschers), erhöhen das Vertrauen auf Seiten der Teilnehmer – und somit die Bereitschaft, die Befragung auch tatsächlich durchzuführen. Des Weiteren kann das Vertrauen der Teilnehmer gestärkt werden, wenn | Gleichzeitig sollte die Befragung den Teilnehmern etwas bieten (die '''Nutzenseite'''), also möglichst unterhaltsam sein, eventuell zur Selbsterkenntnis beitragen und die Teilnahme sollte die Ideale der Teilnehmer ansprechen ''(etwa, die Wissenschaft damit zu unterstützen)''. Diese Ideale können auch noch einmal durch ein Erinnerungsschreiben (z.B. nach einer Woche) mit vorsorglichem Dank angesprochen werden. | ||
<br/>Die sich schließlich ergebende Rücklaufquote und damit besonders die Eigenschaften der Personen, die trotzdem nicht teilnehmen, muss umfassend analysiert werden. Dadurch lässt sich das Ausmaß von Verzerrungen im Antwortverhalten durch Nichtteilnahme abschätzen. So kann es etwa zu einer Verzerrung in der Sozialstatistik kommen, wenn beispielsweise nur Menschen aus ärmeren Schichten antworten, da die finanziellen Anreize für andere nicht hoch genug gesetzt sind. In jedem Fall sollte man versuchen, herauszufinden, wer zur Gruppe der Nichtbeantworter gehört, und warum. | <br/>Zusätzlich können weitere Anreize, wie finanzieller Gewinn gegeben werden. Kleine sogenannte '''„Incentives“''', die schon vor der Teilnahme mitgesendet werden (Vertrauensvorschuss von Seiten des Forschers), erhöhen das Vertrauen auf Seiten der Teilnehmer – und somit die Bereitschaft, die Befragung auch tatsächlich durchzuführen. Des Weiteren kann das '''Vertrauen''' der Teilnehmer auch gestärkt werden, wenn sie im Anschreiben der Befragung persönlich angesprochen werden, der Brief persönlich unterschrieben ist und außerdem die Seriosität des Forschers durch die Insignien seiner Institution bestätigt wird. | ||
<br/>Die sich schließlich ergebende Rücklaufquote und damit besonders die Eigenschaften der Personen, die trotzdem nicht teilnehmen, muss umfassend analysiert werden. Dadurch lässt sich das Ausmaß von Verzerrungen im Antwortverhalten durch Nichtteilnahme abschätzen. So kann es etwa zu einer '''Verzerrung in der Sozialstatistik''' kommen, wenn beispielsweise nur Menschen aus ärmeren Schichten antworten, da die finanziellen Anreize für andere nicht hoch genug gesetzt sind. In jedem Fall sollte man versuchen, herauszufinden, wer zur Gruppe der Nichtbeantworter gehört, und warum. | |||
Üblicherweise besteht eine schriftliche Befragung aus dem Fragebogen selbst, einem Anschreiben, einem Titelblatt, und einer Endseite inklusive Danksagung und Kommentierungsmöglichkeit. | Üblicherweise besteht eine schriftliche Befragung aus dem Fragebogen selbst, einem Anschreiben, einem Titelblatt, und einer Endseite inklusive Danksagung und Kommentierungsmöglichkeit. | ||
<br/>Neben den hier genannten speziellen Kriterien für schriftliche Befragungen müssen bei der Gestaltung schriftlicher Befragungen die Kriterien zur Erstellung [[standardisiertes Interview|strukturierter Interviews]] berücksichtigt werden. | <br/>Neben den hier genannten speziellen Kriterien für schriftliche Befragungen müssen bei der Gestaltung schriftlicher Befragungen die Kriterien zur Erstellung [[standardisiertes Interview|strukturierter Interviews]] berücksichtigt werden. |
Aktuelle Version vom 1. Februar 2015, 12:47 Uhr
Die schriftliche Befragung ist eine Art der standardisierten Erhebung. Sie kann im Labor, per Post, oder über das Internet erfolgen.
Gekennzeichnet wird sie durch ihre hohe Standardisierung und das geringe Ausmaß des persönlichen Kontaktes. Notwendig ist in jedem Fall die umfassende Entwicklung von Fragebögen (siehe Testkonstruktion), die ausreichende Erklärungen beinhalten.
Im Vergleich mit dem Interview ergibt sich folgendes Bild:
Pro | Contra |
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Ein spezifisches Problem schriftlicher Befragungen sind niedrige Rücklaufquoten, also eine niedrige Anzahl von Antworten auf versendete Fragebögen. Nach immer geringeren Rücklaufquoten entwickelte Dillman in den 1970er Jahren die Strategie der Total Design Method. Das revolutionäre daran war, dass Dillman eine Befragung als einen sozialen Austausch ansah und daraus seine Folgerungen ableitete: Allgemein strebt man somit danach, die Kosten für die Teilnehmer zu minimieren und den Nutzen - sowie das Vertrauen in das Eintreten dieses Nutzens - zu maximieren.
Das bedeutet zunächst, Zeitaufwand und Anstrengung (die Kostenseite) für die Teilnehmer möglichst gering zu halten (z.B.: alle Fragen leicht verständlich formulieren und fertig präparierten Rückumschlag mitsenden).
Gleichzeitig sollte die Befragung den Teilnehmern etwas bieten (die Nutzenseite), also möglichst unterhaltsam sein, eventuell zur Selbsterkenntnis beitragen und die Teilnahme sollte die Ideale der Teilnehmer ansprechen (etwa, die Wissenschaft damit zu unterstützen). Diese Ideale können auch noch einmal durch ein Erinnerungsschreiben (z.B. nach einer Woche) mit vorsorglichem Dank angesprochen werden.
Zusätzlich können weitere Anreize, wie finanzieller Gewinn gegeben werden. Kleine sogenannte „Incentives“, die schon vor der Teilnahme mitgesendet werden (Vertrauensvorschuss von Seiten des Forschers), erhöhen das Vertrauen auf Seiten der Teilnehmer – und somit die Bereitschaft, die Befragung auch tatsächlich durchzuführen. Des Weiteren kann das Vertrauen der Teilnehmer auch gestärkt werden, wenn sie im Anschreiben der Befragung persönlich angesprochen werden, der Brief persönlich unterschrieben ist und außerdem die Seriosität des Forschers durch die Insignien seiner Institution bestätigt wird.
Die sich schließlich ergebende Rücklaufquote und damit besonders die Eigenschaften der Personen, die trotzdem nicht teilnehmen, muss umfassend analysiert werden. Dadurch lässt sich das Ausmaß von Verzerrungen im Antwortverhalten durch Nichtteilnahme abschätzen. So kann es etwa zu einer Verzerrung in der Sozialstatistik kommen, wenn beispielsweise nur Menschen aus ärmeren Schichten antworten, da die finanziellen Anreize für andere nicht hoch genug gesetzt sind. In jedem Fall sollte man versuchen, herauszufinden, wer zur Gruppe der Nichtbeantworter gehört, und warum.
Üblicherweise besteht eine schriftliche Befragung aus dem Fragebogen selbst, einem Anschreiben, einem Titelblatt, und einer Endseite inklusive Danksagung und Kommentierungsmöglichkeit.
Neben den hier genannten speziellen Kriterien für schriftliche Befragungen müssen bei der Gestaltung schriftlicher Befragungen die Kriterien zur Erstellung strukturierter Interviews berücksichtigt werden.