Beobachtung

Aus eLearning - Methoden der Psychologie - TU Dresden
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Unter Beobachtung versteht man eine zielgerichtete Wahrnehmung durch einen oder mehrere Menschen.

Die Beobachter sind in diesem Fall als das „Messinstrument“ zu betrachten (siehe auch: Urteilen). Dadurch sind Beobachtungen subjektiv, weil sozusagen ein Subjekt misst. Das gefährdet Objektivität und Reliabilität. Denn jeder beobachtet eine Situation anders: je nachdem auf welchen Teil seiner Umwelt ein Beobachter seine Aufmerksamkeit richtet, nimmt er verschiedene Dinge wahr (Selektion). Diese Wahrnehmungen muss er anschließend interpretieren, damit er sie verbal denken und als Beobachtung formulieren kann. Dabei können Verzerrungen auftreten.

Ausgelagerte Bildbeschreibung von Beobachtung

Während diese Subjektivität bei Alltagsbeobachtungen meist hingenommen wird, sollten Selektion und Interpretation im wissenschaftlichen Beobachtungs-Prozess möglichst intersubjektiv sein um Ungenauigkeit und potentieller Verfälschung der Ergebnisse zu minimieren oder ganz auszuschließen. Das wissenschaftliche Beobachten ist daher gekennzeichnet von Modellierungsregeln, die im Vorhinein genau festlegen, auf welche Verhaltensweisen geachtet und wie diese interpretiert werden sollen. Zu dem wird meist auf mehrere Beobachter gleichzeitig gesetzt, um Objektivität (durch Intersubjektivität) und Reliabilität zu steigern (siehe unten).


Arten von Beobachtungen

Teilnehmend vs. Nicht-Teilnehmend Beobachter können aktive Teilnehmer des beobachteten Geschehens sein, wodurch sie Einblicke erhalten, die ihnen sonst vielleicht verwehrt geblieben wären. Allerdings leidet dabei sowohl die Objektivität als auch die Reliabilität der Beobachtung: Die Erfahrung des Miterlebens lässt sich schlecht systematisieren und somit auch nicht replizieren. Zudem besteht die Gefahr, dass der Beobachter durch seine Beteiligung am Geschehen das Verhalten des Untersuchungsgegenstands so beeinflusst, dass es nicht mehr auf die unabhängige Variable zurückzuführen ist, sondern auf ein Merkmal des Beobachters, was die Ergebnisse folglich verzerrt. Unbeteiligten Beobachtern hingegen bleiben mehr Ressourcen, sich auf das Protokoll (die Modellierungsregeln) zu konzentrieren. Aber auch hier kann man Beeinflussung durch die Beobachter - schlicht durch den Akt des Beobachtens - nicht ausschließen.

Offen vs. Verdeckt Wenn sich Beobachter als solche zu erkennen geben, kann dies die Beobachtungsobjekte in ihrem Verhalten beeinflussen - etwa durch Auslösen des Wunsches, sich sozial konform zu verhalten (siehe Verfälschung). Die Verdeckte Beobachtung hingegen ist aus ethischer Sicht kritisch zu betrachteen, da Personen sich ohne deren Einwilligung bzw. deren Wissen einer Beobachtung aussetzen. Natürlich bleibt dabei auch die Frage offen, ob die Beobachteten tatsächlich nichts von der Messung wissen oder ahnen.


Beobachter

Eine Beobachtung muss nicht von einer Einzelperson durchgeführt werden. Mehrere Beobachter können die Objektivität der Messung steigern. Die Beobachtenden können die Dokumentation von Teilaspekten untereinander aufteilen, während ein einzelner Beobachter mit der Dokumentation aller Einzelaspekte überlastet sein mag und Ereignisse so übersehen werden könnten. Falls sich doch mehrere Beobachter auf denselben Aspekt konzentrieren, ist eine Mittelung oder Zusammenfassung der Ergebnisse hilfreich, um die Objektivität der Messung zu steigern (siehe Intersubjektivität). Das Ausmaß der Übereinstimmung (Konkordanz) an sich kann auch als Anhaltspunkt für die Güte der Messung dienen (je größer die Übereinstimmung, desto besser die Messung).

Nicht jeder Teilprozess der Beobachtung muss von menschlicher Hand ausgeführt werden. Eine Videokamera, die das Geschehen aufzeichnet, erleichtert oftmals die Auswertung. Dabei muss man allerdings beachten, dass eine anonyme Kamera die beobachtete Personen u.U. mehr beeinflusst als menschliche Beobachter.

Um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, sollten vor Beginn der Beobachtung Beobachtertrainings durchgeführt werden. Die Beobachter werden in den Ablauf und die Modellierungsregeln eingewiesen. Hierdurch erreicht man eine größere Reliabilität und Intersubjektivität. Die Forschungshypothese wird den Beobachtern nicht mitgeteilt, um Beeinflussung zu vermeiden.(siehe auch: Versuchsleitereffekt)