Neuroanatomie

Aus eLearning - Methoden der Psychologie - TU Dresden
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Auf dieser Seite finden sich einige Grundbegriffe der Neuranatomie, die ein Vokabular liefern sollen, um sich in weiterführenden Materialien zurechtzufinden. Unten finden sich weitere Online- und Offline-Ressourcen, die eine weitere Einführung zu Neuroanatomie bieten.

Grundbegriffe

Achsen, Lagebegriffe & Ebenen

Die folgenden Achsen geben an, in welchem Bereich des Gehirns ein beschriebener Punkt liegt. Dabei werden die Richtungen hier in Bezug auf das menschliche Gehirn (und Zentralnervensystem) erklärt. Da die Begriffe auch für andere Tiere verwendet werden, die nicht aufrecht gehen, sondern auf vier Füßen, sind einzelne Begriffe beim Menschen nicht direkt aus ihrer Wortherkunft herzuleiten. Dorsal bedeutet z.B., dass ein Punkt näher am Rücken liegt, aber beim Menschen auch, dass ein Punkt nah am Scheitel, also bei aufrechter Haltung oben im Gehirn liegt. Zur Vereinfachung kann man sich also auch andere Tiere, z.B. Mäuse vorstellen, um sich die Richtungsangaben aus ihren Namen herzuleiten.

  • Rostral: von lat. rostrum ("Schnabel") bezeichnet Orte, die näher an der Vorderseite des Kopfes (zum Gesicht hin) liegen.
  • Caudal: von lat. causa ("Schwanz") bezeichnet Orte, die näher am Hinterkopf bzw. dem unteren Ende des Rückenmarks liegen.
  • Dorsal: von lat. dorsum ("Rücken") bezeichnet Orte, die in Richtung des Rückens bzw. näher am Scheitel liegen.
  • Ventral: von lat. venter ("Bauch") bezeichnet Orte, die in Richtung des Bauchs bzw. bei aufrechter Haltung unten im Gehirn liegen.
  • Medial: von lat. medius ("mittig") bezeichnet Orte, die näher an der Körpermittellinie liegen.
  • Lateral: von lat. lateralus ("seitlich") bezeichnet Orte, die weiter weg von der Körpermittellinie liegen.
  • Proximal: von lat. proximus ("das Nächste") bezeichnet Orte, die näher am Rumpf oder an einem beschriebenen Punkt liegen.
  • Distal: von lat. distare ("entfernt sein") bezeichnet Orte, die weiter weg vom Rumpf oder einem beschriebenen Punkt liegen.

Außerdem gibt es noch weitere Lagebeschreibungen, die die Lage in der rechten und linken Hirnhälfte betreffen:

  • Ipsilateral: ein Punkt liegt auf der gleichen Seite wie der Bezugspunkt
  • Kontralateral: ein Punkt liegt auf der anderen Seite als der Bezugspunkt
  • Bilateral: es gibt den Punkt auf beiden Seiten
  • Unilateral: es gibt den Punkt nur auf einer Seite

Weiterhin unterscheidet man verschiedene Schnittebenen, in denen man das Gehirn betrachten kann. Dabei stellt jede Ebene einen zweidimensionalen Querschnitt durch das Gehirn an einer bestimmten Stelle mit einer bestimmten Ausrichtung dar. Die verschiedenen Ausrichtungen, die man dabei betrachten kann werden wie folgt benannt:

  • Axial: Die Axialebene ist eine horizontale Schnittebene, die das Gehirn in eine obere (superior) und untere (inferior) Schnitthälfte teilt (bei aufrechter Haltung). Bildlich kann man sich vorstellen, dass man sich ein Buch mit der flachen Seite auf den Kopf liegt. Axiale Schnittebenen liegen parallel zu diesem Buch.
  • Coronar: Die Coronarebene ist vertikal und teilt das Gehirn in vordere (anterior) und hintere (posterior) Hälfte. Sie ist ein 2D-Bild, wenn man das Gehirn (bzw. einen Querschnitt des Gehirns) von vorn (Gesicht) oder hinten (Hinterkopf) anschaut.
  • Sagittal: Die Sagittalebene ist vertikal und teilt das Gehirn in linke und rechte Seite ein, also als würde man einen Querschnitt des Gehirns von der Seite betrachten. Bei der Sahittalebene, die genau durch die Mitte zwischen linker und rechter Hemisphäre verläuft, spricht man von der Medianebene.

Nerven

Es gibt auch für Nerven "Richtungsangaben", die beschreiben, in welche Richtung in Bezug auf das Zentralnervensystem ein Nerv Information weitergibt:

  • afferent: von lat. afferre ("heranbringen") bedeutet, dass ein Nerv Information aus der Peripherie an das Zentralnervensystem weiterleitet. Z.B. leiten sensorische Neuronen Signale über Sinneswahrnehmungen in Richtung Rückenmark und Gehirn.
  • efferent: von lat. efferre ("hinaustragen") bedeutet, dass ein Nerv Information aus dem Gehirn in die Peripherie bringt, z.B. motorische Signale an den Bewegungsapparat.

Im Allgemeinen werden die Begriffe afferent und efferent auch in Bezug auf einzelne Punkte im Nervensystem verwendet, das heißt, sie geben an, ob eine Nervenbahn Information zum gegebenen Punkt hin- oder von dort wegleitet.

Kreuzungen von Nervenbahnen

  • Chiasma: vom griechischen Buchstaben beschreibt Kreuzungen peripherer Nerven zwischen den Großhirnhälften. Ein Beispiel ist das Chiasma Opticum, also die Kreuzung der Sehnerven.
  • Dekussation: eine Dekussation beschreibt, dass eine Nervenbahn die Sagittalebene kreuzt verschiedene Hirnregionen miteinander zu verbinden, z.B. die Pyramidaltrakte. Im Unterschied zum Chiasma werden hier Kreuzungen im Zentralnervensystem und nicht Kreuzungen peripherer Nerven beschrieben.
  • Kommissur: ist eine bilaterale Verbindung zwischen linker und rechter Seite der gleichen Hirnregion, z.B. die anteriore Kommissur, die hippocampale Kommissur oder das Corpus Callosum. Eine Kommissur unterscheidet sich von der Dekussation insofern als dass sie gleiche Hirnregionen verbindet, während die Dekussation verschiedene Regionen verbindet.

Im Gehirn

  • Hemisphäre: Eine Hälfte des Gehirns, links oder rechts.
  • Gyrus: (Plural Gyri) ist eine Wölbung des Gehirns nach außen, gemeint sind die hervortretenden Gehirnwindungen, z.B. der Präzentrale Gyrus.
  • Sulcus: (Plural Sulci) ist eine Wölbung des Gehirns nach innen, also eine Falte in der Oberfläche des Gehirns, z.B. der Zentrale Sulcus.
  • Fissur: beschreibt eine Rinne oder Furche entlang der Oberfläche des Gehirns, z.B. die Fissura longitudinalis, die die Hirnhälften teilt. Sie ist keine Faltung wie ein Sulcus, sondern eine Trennung zwischen zwei Bereichen.
  • Nucleus: (Plural Nuclei) ist eine Ansammlung von Nervenzellkörpern innerhalb des Zentralnervensystems.

Ressourcen

Bücher

  • Neuroanatomie: Struktur und Funktion (Martin Trepel, 8. Auflage 2022) SLUB-Katalog
  • Neuroanatomy Through Clinical Cases (Hal Blumenfeld, 2002) SLUB-Katalog

Web