Beispielstudien: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Qualitativ''': Beobachtung von Neighbourhood Gangs (Whyte, 1943)
Whyte wollte die Sozialstruktur eines Viertels von Boston untersuchen, dass hauptsächlich von italienischen Migranten bevölkert wurde und aufgrund von Straßengangs hochkriminell war.
Das Ziel war es, einen Zugang zu den vorhanden Sozialgefügen zu bekommen, sie zu ''verstehen''. Er stellte zuvor keine Theorie oder Hypothesen auf, sondern ging völlig ''offen'' und unvoreingenommen in die Untersuchung. Dazu lebte er 3,5 Jahre direkt vor Ort, 18 Monate sogar in einer italienischen Familie, und dokumentierte alles, was er erlebte (''verbales Material''). Die ''individuelle Situation'' der Gruppen im Viertel wurden möglichst ''umfangreich'' (es entstand ein ganzes Buch) und in ihrem natürlichen Umfeld (''naturalistisch'') erfasst.
'''Quantitativ''': Gruppenkonflikte im Robbers Cave Experiment (Sherif u.a., 1954)
Sherif wollte ''Kausalursachen'' für Gruppenkonflikte finden und untersuchte dazu die Auswirkungen von negativer Interdependenz (Wettbewerb) und positiver Interdependenz (Zusammenarbeit) auf die Beziehung zwischen Gruppen.
Grundlage war eine im Vorfeld formulierte Theorie (''deduktiv''), die Realistic Conflict Theory:
1. Intergruppen Konflikte entstehen, wenn ein (scheinbarer) Wettbewerb um begrenzte Ressourcen besteht.
2. Dieser Wettbewerb führt zur Verstärkung von Ausgrenzung und Vorurteilen.
3. Positive Gruppenbeziehung können nur durch übergeordnete/übergroße Ziele geschaffen werden.
Auch Vorgehensweise, Ablauf und Methoden des Versuchs waren komplett ''im Vorfeld festgelegt'': Amerikanische Jungen, ca. 12 Jahre alt, wurden zufällig ausgewählt, in 2 Gruppen aufgeteilt und in ein Ferienlager geschickt. Nach einer Phase des Zusammenwachsens in den jeweiligen Gruppen gab es eine Phase inszenierter Wettkämpfe (''manipulierend'') zwischen den Gruppen mit attraktiven Belohnungen für die Gewinnergruppe. Abschließend folgte eine Phase der Kooperation mit Aufgaben, die die Gruppen zusammen lösen mussten, um eine gemeinsame Belohnung zu bekommen.
Während des Versuchs waren Wissenschaftler als Aufseher unter den Gruppen und bewerteten deren Verhalten in ''vorher festgelegten Kategorien'' auf ''numerischen Skalen'' bzw. durch Zählung von bestimmten festgelegte Verhaltensweisen, die für die ''Variablen'' interessant waren (z.B. das Zählen von negativen Äußerungen für die Variable Einstellung oder Drohungen für Aggression).

Aktuelle Version vom 26. Januar 2015, 01:24 Uhr

Qualitativ: Beobachtung von Neighbourhood Gangs (Whyte, 1943)

Whyte wollte die Sozialstruktur eines Viertels von Boston untersuchen, dass hauptsächlich von italienischen Migranten bevölkert wurde und aufgrund von Straßengangs hochkriminell war.

Das Ziel war es, einen Zugang zu den vorhanden Sozialgefügen zu bekommen, sie zu verstehen. Er stellte zuvor keine Theorie oder Hypothesen auf, sondern ging völlig offen und unvoreingenommen in die Untersuchung. Dazu lebte er 3,5 Jahre direkt vor Ort, 18 Monate sogar in einer italienischen Familie, und dokumentierte alles, was er erlebte (verbales Material). Die individuelle Situation der Gruppen im Viertel wurden möglichst umfangreich (es entstand ein ganzes Buch) und in ihrem natürlichen Umfeld (naturalistisch) erfasst.


Quantitativ: Gruppenkonflikte im Robbers Cave Experiment (Sherif u.a., 1954)

Sherif wollte Kausalursachen für Gruppenkonflikte finden und untersuchte dazu die Auswirkungen von negativer Interdependenz (Wettbewerb) und positiver Interdependenz (Zusammenarbeit) auf die Beziehung zwischen Gruppen.

Grundlage war eine im Vorfeld formulierte Theorie (deduktiv), die Realistic Conflict Theory:

1. Intergruppen Konflikte entstehen, wenn ein (scheinbarer) Wettbewerb um begrenzte Ressourcen besteht.

2. Dieser Wettbewerb führt zur Verstärkung von Ausgrenzung und Vorurteilen.

3. Positive Gruppenbeziehung können nur durch übergeordnete/übergroße Ziele geschaffen werden.

Auch Vorgehensweise, Ablauf und Methoden des Versuchs waren komplett im Vorfeld festgelegt: Amerikanische Jungen, ca. 12 Jahre alt, wurden zufällig ausgewählt, in 2 Gruppen aufgeteilt und in ein Ferienlager geschickt. Nach einer Phase des Zusammenwachsens in den jeweiligen Gruppen gab es eine Phase inszenierter Wettkämpfe (manipulierend) zwischen den Gruppen mit attraktiven Belohnungen für die Gewinnergruppe. Abschließend folgte eine Phase der Kooperation mit Aufgaben, die die Gruppen zusammen lösen mussten, um eine gemeinsame Belohnung zu bekommen.

Während des Versuchs waren Wissenschaftler als Aufseher unter den Gruppen und bewerteten deren Verhalten in vorher festgelegten Kategorien auf numerischen Skalen bzw. durch Zählung von bestimmten festgelegte Verhaltensweisen, die für die Variablen interessant waren (z.B. das Zählen von negativen Äußerungen für die Variable Einstellung oder Drohungen für Aggression).