Unterscheidung qualitativ - quantitativ: Unterschied zwischen den Versionen

Aus eLearning - Methoden der Psychologie - TU Dresden
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Version vom 26. Januar 2015, 00:56 Uhr

In der folgenden Übersicht sollen die beiden Pole des Spannungsfeldes qualitativer/quantitativer Forschung gegenübergestellt werden.

QUANTITATIV QUALITATIV
Tradition
Naturwissenschaft Geisteswissenschaft
Gegenstand
Natur (Objekt)
Verhalten
Geist/Bewusstsein
Erleben
Ziel
(Wilhelm Diltheys Trennung, Nomothetik vs. Ideographik)
Erklären
(Kausalbeziehung)
Verstehen
(Beschreiben, Hineinversetzen, Nachvollziehen)
Funktion
Prüfung von Hypothesen und Theorien Exploration, Hypothesengenerierung
Vorgehen
Nomothetisch
Manipulierend
Variablenorientierung
Deduktiv
Festlegung
Vorgegebene Kategorien
Präzise
Elementaristisch
Sparsam
Idiografisch
Naturalistisch
Fallorientierung
Induktiv
Flexibilität
Offene Verfahren
Angemessen
Holistisch
Umfangreich
Verallgemeinerung
Von einer Stichprobe auf die Grundgesamtheit Von einem Einzelfall auf eine Theorie
Qualitätskriterien
Klassische Gütekriterien:
Objektivität
Reliabilität
Validität
Noch kein einheitlicher Konsens. Hier nach Mayring (2002):
Verfahrensdokumentation
Argumentative Interpretationsabsicherung
Regelgeleitetheit
Nähe zum Gegenstand
Kommunikative Validierung
Triangulation
Messinstrumente
Personenunabhängige Messinstrumente:
z.B. EEG, fMRT, Uhr, Computer
Der Forscher selbst
Daten
„Hart“, numerisch (evtl. kodiert):
Operationalisierung legt Messung und ggf. Quantifizierungsregeln für alle Daten fest
-> Präzision, Replizierbarkeit
Weich“, interpretationsbedürftig:
verbales und visuelles Material, das vom Forscher noch stark interpretiert werden muss
-> Angemessenheit, Realitätsnähe
Forschungsprozess
Beispielstudien
Therpieansätze
z.B. kognitive Verhaltenstherapie z.B. narrative systemische Therapie, Tiefenpsychologie


Gemeinsamkeiten

Neben den extrem gegensätzlichen Eigenschaften der Pole soll auch kurz auf die Gemeinsamkeiten eingegangen werden. Zunächst führen beide Wege der Erkenntnisgewinnung durch das Nadelöhr eines Subjekts, auch die quantitative Forschung, was besonders bei der Wahl der Forschungsfrage und der Interpretation der Daten deutlich wird (Exploration, Reflexivität und Versuchsleitereffekt/ Versuchsleitererwartungseffekt). Sie gehen nur unterschiedlich damit um: Der quantitative Ansatz versucht, diese subjektive Verzerrung zu kontrollieren und zu eliminieren. Der qualitative Ansatz geht davon aus, dass das nicht möglich sei, und macht die Subjektivität deswegen einfach zu einem Kern-Bestandteil des Prozesses.

Des Weiteren müssen beiderlei Erkenntnisse falsifiziert werden. Sie tun dies nur auf verschiedene Weisen. Quantitative Forschung will es streng und präzise falsifizieren, damit man die Erkenntnisse entweder auf alle oder keinen verallgemeinern kann. Qualitative Forschung falsifiziert höchstens verbal mit dem Untersuchungsobjekt oder falsifiziert durch noch tieferes Hineinerleben und Selbsttransformieren in das Untersuchungsobjekt.

Schließlich kann man die Unterscheidung zwischen Erklären und Verstehen in Frage stellen. Beide Ansätze suchen letztlich eine deterministische Erklärung von Verhalten – dabei unterscheiden sich die Theorien in ihrer Formulierung darin, ob diese Erklärungen es nun als elementaristische Kausalzusammenhänge oder als nachvollziehbare Gründe bezeichnet wird. (Trugschluss des Verstehens)