Deskriptive Sichtweise

Aus eLearning - Methoden der Psychologie - TU Dresden
Version vom 15. Oktober 2016, 22:15 Uhr von Friedrich (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Deskriptive Ansätze der Wissenschaftstheorie beschreiben den vorherrschenden Zustand möglichst akkurat. Auf die Wissenschaft bezogen bedeutet das, diese als historischen und sozialen Prozess wahrzunehmen.

Die Erkenntnis, dass Wissenschaft von (fehlbaren) Menschen ausgeübt wird, deren Blicke u.a. vom gesellschaftlichen Milieu getrübt werden können, wirkt oftmals desillusionierend. Eine komplett objektive Wissenschaft ist nach dieser Betrachtungsweise nicht möglich. Hat man dies jedoch akzeptiert, kann der Forschungsprozess effektiv optimiert werden – etwa durch Ersetzen der Objektivität mit "Intersubjektivität" (Konsens über den betrachteten Sachverhalt). Hier sieht man schon deutliche Parallelen zu der Art, wie Wissenschaft „in Wirklichkeit“ abläuft: Ergebnisse werden ständig durch verschiedenste Akteure bewertet. Nur was ein großes Maß an Intersubjektivität aufweist, wird als geltend hingenommen.

Damit steht die deskriptive Sichtweise klar der normativen Sichtweise entgegen. Die normativen Wissenschaftstheorien werden nicht komplett verworfen, jedoch sieht man sie als Beschreibung nur eines kleinen Ausschnitts der Wirklichkeit bzw. als anzustrebende Ideale. Besonders kritisiert wird, dass sich in der nach „objektiver Wahrheit“ strebenden Wissenschaft ein Zirkelschluss ergibt: Man versucht, die Methoden und Fundamente der Forschung durch Forschung zu beweisen. („Wissenschaftliche Methoden funktionieren erwiesenermaßen, wir haben es mit wissenschaftlichen Experimenten getestet!“). Diese Argumentation gleicht dem Zirkelschluss der Induktion und fällt damit der gleichen Kritik anheim: Kein System kann sich aus sich selbst heraus beweisen (vgl. Walach, 2005).