Sequenzeffekte

Aus eLearning - Methoden der Psychologie - TU Dresden
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Sequenzeffekte ist ein Überbegriff für Störeinflüsse, die bei der Wiederholungsmessung beachtet werden müssen. Wenn also Versuchspersonen wiederholt innerhalb eines Experiments beobachtet bzw. gemessen werden, so kann die Abfolge der Beobachtungen/Messungen (die Sequenzen) einen (unerwünschten) Einfluss auf die abhängige Variable haben.

Dazu gehören: Positionseffekte, Übertragungseffekte ("carry over effects") und zwischenzeitliches Geschehen. Im weiteren Sinne zählen auch Pretesteffekte hinzu.


Positionseffekte

Positionseffekte sind Einflüsse der zeitlich Position der Messung auf die gemessene abhängige Variable. Diese Einfluss geschieht z.B. durch Ermüdung, Übungseffekte, Sensibilisierung und Erinnerungseffekte. So kann eine Versuchsperson bei mehrfach wiederholten Messungen mit den Durchgängen immer mehr ermüden und dadurch schlechtere Leistung zeigen. Oder sie verbessert ihre Leistungen durch immer mehr Übung mit der Versuchsumgebung und durch Erinnerungen an die vorherigen Messungen, auf die sie zurückgreifen kann. Oder auch durch zunehmende Sensibilisierung für die Hypothese des Versuchs, zu deren Bestätigung sie vielleicht beitragen möchte. Auf der anderen Seite könnte sich die Versuchsperson durch die Sensibilisierung auch zunehmend unkooperativ zeigen, weil sie nicht vorhersehbar sein möchte. Meist ist eine Überlagerung all dieser Einflüsse vorhanden.


Übertragungseffekte

Übertragungseffekte sind Einflüsse einer Messung auf eine spätere Messung, unabhängig von der deren genauer Position. Wenn beispielsweise in einem Teildurchgang des Versuchs eine Lernregel/ein Stereotyp/o.ä. beim Probanden aktiviert wird, könnte dies spätere Durchgänge beeinflussen. Es wird sozusagen auf sie übertragen.


Zwischenzeitliches Geschehen

Hierbei handelt es sich um Zeiteinflüsse, also äußere Einflüsse auf die AV, die sich mit der Zeit verändern.


Pretesteffekte

Interaktionen zwischen Testung und UV treten dann auf, wenn eine Vorhermessung die Intervention selbst beeinflusst. Durch solche Pretesteffekte können Untersuchungsergebnisse nicht auf Untersuchungen ohne Vorhermessung generalisiert werden. Interaktionen zwischen Testung und UV zählen zu den Einflussfaktoren auf die externe Validität. Das heißt, sie schränken die Generalisierbarkeit der Untersuchungsergebnisse ein. Wird in einer Untersuchung ein Vortest vor der Intervention gemacht, so können Vortest und Intervention in Wechselwirkung treten. Das heißt der Vortest beeinflusst die Intervention zum Beispiel durch Sensibilisierung oder durch das Schaffen eines Problembewusstseins. Die Nachtestwerte sind dann durch die Wechselwirkung von Testung und unabhängiger Variable (UV) entstanden. Deshalb ist eine Verallgemeinerung auf Personen, die nicht vorgetestet wurden, nicht erlaubt.

Beispiel: Bei der Untersuchung von Einstellungen treten häufig solche Wechselwirkungen auf. In einem Vortest wird ein Fragebogen zur Ausländerfeindlichkeit ausgegeben. Im Anschluss werden als ausländerfeindlich identifizierte Probanden in Arbeitsgruppen mit Ausländern eingeteilt. Beim gemeinsamen Arbeiten soll der Umgang mit Ausländern beobachtet werden. Durch den Vortest sind die Probanden bereits sensibilisiert für das Thema und achten beispielsweise mehr auf ihr eigenes Verhalten gegenüber Ausländern. Die gefundenen Ergebnisse dürfen nicht auf Personen ohne Vortest generalisiert werden.


Lösung

Eine Lösung für all diese Probleme bietet die Ausbalancierung für Wiederholungsmessungen. Allerdings kann eine vollständige Kontrolle aller Effekte nur durch eine vollständige interindividuelle Ausbalancierung gesichert werden.