Multikollinearität: Unterschied zwischen den Versionen

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Die partielle Korrelation berechnet den von einer Störvariable bereinigten Korrelationskoeffizienten zweier Variablen. Dies kann z.B. dabei helfen, Scheinkorrelationen zu identifizieren und validere Aussagen über Zusammenhänge von Variablen zu treffen. Der Begriff der Scheinkorrelation sollte nicht missverstanden werden, da es die beobachtete Korrelation ja tatsächlich gibt. Gemeint ist er hier im Sinne von Scheinkausalität, dass es also keine reale Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen den Variablen gibt.  
Das Ziel der [[Grundlagen der multiplen linearen Regression|multiplen Regressionsanalyse]] besteht darin, ein möglichst genaues Modell zur Vorhersage eines Kriteriums aus einer gegebenen Anzahl an Prädiktoren zu schätzen und dabei den Einfluss von Störvariablen zu kontrollieren. Ein häufiger Grund für unpräzise Parameterschätzungen in multiplen Regressionen ist Multikollinearität. Multikollinearität bezeichnet dabei die wechselseitige Abhängigkeit von Variablen in multivariaten Analysen.


Scheinkorrelationen sind somit signifikant von Null verschiedene Korrelationen, die keinen real existierenden Zusammenhang widerspiegeln. Diese können entstehen, wenn die Korrelation zweier Variablen zu großen Teilen durch eine Störvariable erklärbar ist. Um Scheinkorrelationen und Störvariablen zu identifizieren, müssen inhaltliche Vorüberlegungen aufgestellt werden, da es nicht möglich ist, diese unmittelbar in den Daten zu erkennen. Wird der Einfluss der Störvariablen auf den untersuchten Zusammenhang eliminiert, erhält man die partielle Korrelation.
Um die Regressionskoeffizienten einer multiplen linearen Regression interpretieren zu können, ist es wichtig, sich die Korrelationen zwischen den Variablen anschauen. Sind die Ergebnisse der Korrelationsanalyse und der Regressionsanalyse analog, d.h. hohe und signifikante Korrelationskoeffizienten zwischen Prädiktoren und Kriterium entsprechen hohen und signifikanten Regressionskoeffizienten, kann von einer präzisen Parameterschätzung ausgegangen werden. Korrelationen der Prädiktoren mit dem Kriterium, die sich nicht in der Regressionsanalyse widerspiegeln sind Hinweise auf Multikollinearität und sollten weitergehend untersucht werden. Multikollinearität entsteht, wenn die Prädiktoren eines Modelles untereinander korrelieren. Typische Formen der Multikollinearität sind Redundanz und Suppression.


Das zugrundeliegende Prinzip der partiellen Korrelation ist die Korrelationsanalyse von Regressionsresiduen. Dafür werden zwei lineare Regressionen berechnet, in denen die Störvariable die zwei untersuchten Variablen vorhersagt. Die Regressionsresiduen entsprechen den Anteilen der Variablen, die nicht durch die Störvariable erklärt werden können. Für ein von der Störvariable unabhängiges Zusammenhangsmaß kann dementsprechend die Korrelation der Residuen beider Regressionen berechnet werden.  
Redundanz tritt auf, wenn ein Prädiktor den Vorhersagewert eines zweiten Prädiktors übernimmt. Trotz signifikanter Korrelation mit dem Kriterium leisten redundante Prädiktoren im Regressionsmodell keinen signifikanten Beitrag zur Varianzaufklärung des Kriteriums. In Abbildung 1 sieht man, dass Prädiktor 1 und Prädiktor 2 hoch und signifikant mit dem Kriterium korrelieren (r = 0.85).  


Zur formalen Berechnung des partiellen Korrelationskoeffizienten (r<sub>xy,z</sub>) benötigt man neben der untersuchten Korrelation zweier Variablen x und y (r<sub>xy</sub>) zusätzlich die [[Einfache lineare Korrelation|Produkt-Moment-Korrelationen]] der beiden Variablen mit der Störvariable z (r<sub>xz</sub> und r<sub>yz</sub>). Mithilfe der folgenden Formel lässt sich anschließend der von z bereinigte lineare Zusammenhang der beiden Variablen berechnen:


[[File:3_4_MLR_MK_1.PNG|600px|Abbildung 1: Korrelationsmatrix einer multiplen linearen Regression mit 4 Prädiktoren]]


[[File:2_2_Partialkorrelation_Formel.PNG|160px]]


In der Regressionsanalyse hat jedoch keiner der beiden Prädiktoren einen signifikanten Einfluss auf das Kriterium (Abbildung 2).




'''''Beispielstudie'''''
[[File:3_4_MLR_MK_2.PNG|600px|Abbildung 2: Ergebnisse der multiplen linearen Regression mit den Prädiktoren aus Abbildung 1]]


In einer fiktiven Studie wurde die Reaktionszeit (X) experimentell erfasst und mit dem Einkommen (Y) der Probanden korreliert. Da diese beiden Variablen in keinem inhaltlichen Zusammenhang stehen, wurde vorher angenommen, dass die Korrelation der beiden Variablen Null beträgt. In der vorliegenden Stichprobe wurde jedoch eine signifikant von Null verschiedene Korrelation r<sub>xy</sub> = 0.4 berechnet. Da theoretisch nicht begründbar ist, dass ein höheres Einkommen mit längeren Reaktionszeiten einhergeht, wird angenommen, dass es sich um eine Scheinkorrelation handelt, die dadurch erklärbar ist, dass sowohl die Reaktionszeit als auch das Einkommen positiv mit der Störvariable Alter (Z) zusammenhängen. Dafür werden die Korrelationen r<sub>xz</sub> = r<sub>yz</sub>  = 0.6 beider Variablen mit dem Alter der Probanden erfasst. Um die vom Alter bereinigte partielle Korrelation zu bestimmen, werden die Regressionsresiduen miteinander korreliert bzw. die vorliegenden Werte in die Formel eingesetzt. Der partielle Korrelationskoeffizient zwischen Reaktionszeit und Alter beträgt r<sub>xy,z</sub> = 0.0625 und ist nicht signifikant von Null verschieden. Der positive Zusammenhang zwischen Reaktionszeit und Einkommen ist nach Eliminierung des Einflusses der Störvariable verschwunden, was darauf hindeutet, dass es sich um eine Scheinkorrelation handelt. In Abbildung 1 wird die Korrelation vor und nach Elimination der Störvariable mit Streudiagrammen veranschaulicht.


Die sehr hohe Korrelation der beiden Prädiktoren von r = 0.99 ist ein starker Hinweis auf Redundanz. Die Prädiktoren sind fast identisch und klären somit fast die gleichen Varianzanteile des Kriteriums auf. Entfernt man einen der beiden Prädiktoren aus der Analyse, leistet der verbliebene Prädiktor plötzlich einen signifikanten Beitrag zur Vorhersage des Kriteriums. Einer der beiden Prädiktoren ist also redundant und sollte aus der Analyse entfernt werden. Welcher der beiden Prädiktoren entbehrlicher ist, lässt sich mithilfe von [[Merkmalsselektionsverfahren]] feststellen.


[[File:2_2_Partialkorrelation.PNG|600px|Abbildung 1: Streudiagramme zur Darstellung der linearen Korrelation (links) und der partiellen Korrelation (rechts)]]
Suppression liegt vor, wenn ein Prädiktor unerwünschte Varianzanteile anderer Prädiktoren unterdrückt und dadurch diese Prädiktoren in der Regressionsanalyse stärker zur Vorhersage beitragen, als es die Korrelation mit dem Kriterium vermuten lässt. Eine Suppressorvariable korreliert, anders als eine redundante Variable, nicht bzw. nur gering mit dem Kriterium, aber ebenfalls mit anderen Prädiktoren. Es sind also hauptsächlich die Varianzanteile der Prädiktoren korreliert, die nicht zur Vorhersage des Kriteriums beitragen. Diese korrelierten Störanteile werden bei der Schätzung der Regressionskoeffizienten entfernt bzw. unterdrückt, was in dem Modell zur Verbesserung des Vorhersagebeitrags der beteiligten Prädiktoren führen kann. In den Abbildungen 1 und 2 wird Suppression anhand der Prädiktoren 3 und 4 veranschaulicht. Prädiktor 4 hat in der Korrelationsanalyse eine nichtsignifikante, negative Korrelation von r = -0.26 mit dem Kriterium, zeigt in der Regressionsanalyse jedoch einen signifikant von 0 verschiedenen positiven Regressionskoeffizienten (β = 0.24). Die signifikante Korrelation mit Prädiktor 3 (r = -0.75) ist ein Hinweis auf Multikollinearität. Entfernt man Prädiktor 4 aus dem Modell, sinkt das Bestimmtheitsmaß um 0.02. Außerdem wird das Beta-Gewicht von Prädiktor 3 geringer und der dazugehörige p-Wert höher. Entfernt man Prädiktor 3 aus der Analyse, verschwindet der Einfluss von Prädiktor 4 auf das Kriterium. Prädiktor 4 hat – wie die Korrelationsanalyse vermuten lässt – nur im Zusammenhang mit Prädiktor 3 eine entscheidende Rolle im Regressionsmodell. Es handelt sich also um einen Suppressionseffekt mit Prädiktor 4 als Suppressorvariable.


Neben dem Betrachten der Korrelationsanalysen und dem Vergleich mit den Ergebnissen der Regressionsanalysen können Multikollinearitätsmaße auch rechnerisch bestimmt werden. Die Toleranz stellt eine Möglichkeit zur Bestimmung von Multikolliniarität dar. Zur Berechnung subtrahiert man das multiple Bestimmtheitsmaß R² einer multiplen Regression, mit dem ein Prädiktor j durch alle anderen Prädiktoren vorhergesagt wird, von 1 (Tol<sub>j</sub> = 1 - R²). Ist R² hoch, spricht das für einen hohen Zusammenhang der Prädiktoren und somit für das Vorliegen von Multikollinearität. Da aus hohen Bestimmtheitsmaßen niedrige Toleranzwerte Tol<sub>j</sub> resultieren, sind niedrige Werte der Toleranz ein Hinweis auf Multikollinearität in den Daten. Die Werte der Toleranz befinden sich wie R² im Wertebereich zwischen 0 und 1. Im vorliegenden Beispiel weisen die kleinen Toleranzwerte aller Prädiktoren auf Multikollinearitäten hin. Für Prädiktor 1 und 2 ergeben sich sogar Toleranzwerte von 0, da sie fast perfekt durch den jeweils anderen Prädiktor vorhersagbar sind.
Ein weiteres Maß zur Bestimmung der Multikollinearität ist der Varianzinflationsfaktor (VIF). Dieser berechnet sich als Kehrwert der Toleranz:
[[File:3_4_MLR_MK_Formel.PNG|160px]]
Die Untergrenze des VIFs ist 1 und gibt an, dass der jeweilige Prädiktor j unkorreliert mit allen anderen Prädiktoren ist. Ein höherer VIF bedeutet dementsprechend größere Multikollinearität.






[[Datei:Videolink_neu.PNG|link=http://141.76.19.82:3838/mediawiki/konfidenzintervall_link.html
[[Datei:Videolink_neu.PNG|link=http://141.76.19.82:3838/mediawiki/konfidenzintervall_link.html
|120px]] <span style="color: white"> kkk </span>  Im [http://141.76.19.82:3838/mediawiki/pwertlink.html Video] wird die partielle Korrelation näher erläutert.
|120px]] <span style="color: white"> kkk </span>  Im [http://141.76.19.82:3838/mediawiki/pwertlink.html Video] wird das Auftreten von Multikollinearität im Rahmen multipler linearer Regressionen näher erläutert.
 


[[Datei:Simulationslink_neu2.PNG|link=http://141.76.19.82:3838/mediawiki/1_1_p-Wert/App_Version/
[[Datei:Simulationslink_neu2.PNG|link=http://141.76.19.82:3838/mediawiki/1_1_p-Wert/App_Version/
|120px]] <span style="color: white"> kkk </span>  Wie der partielle Korrelationskoeffizient von der Korrelationen mit der Störvariable  abhängig ist, lässt sich in der [http://141.76.19.82:3838/mediawiki/1_1_p-Wert/App_Version/ interaktiven Simulation] nachvollziehen.  
|120px]] <span style="color: white"> kkk </span>  In der [http://141.76.19.82:3838/mediawiki/1_1_p-Wert/App_Version/ interaktiven Simulation] können Redundanz- und Suppressionseffekte anhand von verschiedenen Beispieldatensätzen nachvollzogen werden.




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'''''Weiterführende Literatur'''''
'''''Weiterführende Literatur'''''


Rudolf, M., & Kuhlisch, W. (2008). ''Biostatistik: Eine Einführung für Biowissenschaftler'' (Kapitel 7.5). München: Pearson Studium.
Bortz, J., & Schuster, C. (2017). ''Statistik für Human- und Sozialwissenschaftler''. Springer-Verlag.
 
Eid, M., Gollwitzer, M., & Schmitt, M. (2017). ''Statistik und Forschungsmethoden''. Beltz.
 
Rudolf, M. & Buse, J. (2020). ''Multivariate Verfahren. Eine praxisorientierte Einführung mit Anwendungsbeispielen'' (3. Aufl., Kapitel 2.2 und 2.3). Göttingen: Hogrefe.
 
Rudolf, M., & Kuhlisch, W. (2008). ''Biostatistik: Eine Einführung für Biowissenschaftler'' (Kapitel 7.6). München: Pearson Studium.

Version vom 10. März 2020, 22:48 Uhr

Das Ziel der multiplen Regressionsanalyse besteht darin, ein möglichst genaues Modell zur Vorhersage eines Kriteriums aus einer gegebenen Anzahl an Prädiktoren zu schätzen und dabei den Einfluss von Störvariablen zu kontrollieren. Ein häufiger Grund für unpräzise Parameterschätzungen in multiplen Regressionen ist Multikollinearität. Multikollinearität bezeichnet dabei die wechselseitige Abhängigkeit von Variablen in multivariaten Analysen.

Um die Regressionskoeffizienten einer multiplen linearen Regression interpretieren zu können, ist es wichtig, sich die Korrelationen zwischen den Variablen anschauen. Sind die Ergebnisse der Korrelationsanalyse und der Regressionsanalyse analog, d.h. hohe und signifikante Korrelationskoeffizienten zwischen Prädiktoren und Kriterium entsprechen hohen und signifikanten Regressionskoeffizienten, kann von einer präzisen Parameterschätzung ausgegangen werden. Korrelationen der Prädiktoren mit dem Kriterium, die sich nicht in der Regressionsanalyse widerspiegeln sind Hinweise auf Multikollinearität und sollten weitergehend untersucht werden. Multikollinearität entsteht, wenn die Prädiktoren eines Modelles untereinander korrelieren. Typische Formen der Multikollinearität sind Redundanz und Suppression.

Redundanz tritt auf, wenn ein Prädiktor den Vorhersagewert eines zweiten Prädiktors übernimmt. Trotz signifikanter Korrelation mit dem Kriterium leisten redundante Prädiktoren im Regressionsmodell keinen signifikanten Beitrag zur Varianzaufklärung des Kriteriums. In Abbildung 1 sieht man, dass Prädiktor 1 und Prädiktor 2 hoch und signifikant mit dem Kriterium korrelieren (r = 0.85).


Abbildung 1: Korrelationsmatrix einer multiplen linearen Regression mit 4 Prädiktoren


In der Regressionsanalyse hat jedoch keiner der beiden Prädiktoren einen signifikanten Einfluss auf das Kriterium (Abbildung 2).


Abbildung 2: Ergebnisse der multiplen linearen Regression mit den Prädiktoren aus Abbildung 1


Die sehr hohe Korrelation der beiden Prädiktoren von r = 0.99 ist ein starker Hinweis auf Redundanz. Die Prädiktoren sind fast identisch und klären somit fast die gleichen Varianzanteile des Kriteriums auf. Entfernt man einen der beiden Prädiktoren aus der Analyse, leistet der verbliebene Prädiktor plötzlich einen signifikanten Beitrag zur Vorhersage des Kriteriums. Einer der beiden Prädiktoren ist also redundant und sollte aus der Analyse entfernt werden. Welcher der beiden Prädiktoren entbehrlicher ist, lässt sich mithilfe von Merkmalsselektionsverfahren feststellen.

Suppression liegt vor, wenn ein Prädiktor unerwünschte Varianzanteile anderer Prädiktoren unterdrückt und dadurch diese Prädiktoren in der Regressionsanalyse stärker zur Vorhersage beitragen, als es die Korrelation mit dem Kriterium vermuten lässt. Eine Suppressorvariable korreliert, anders als eine redundante Variable, nicht bzw. nur gering mit dem Kriterium, aber ebenfalls mit anderen Prädiktoren. Es sind also hauptsächlich die Varianzanteile der Prädiktoren korreliert, die nicht zur Vorhersage des Kriteriums beitragen. Diese korrelierten Störanteile werden bei der Schätzung der Regressionskoeffizienten entfernt bzw. unterdrückt, was in dem Modell zur Verbesserung des Vorhersagebeitrags der beteiligten Prädiktoren führen kann. In den Abbildungen 1 und 2 wird Suppression anhand der Prädiktoren 3 und 4 veranschaulicht. Prädiktor 4 hat in der Korrelationsanalyse eine nichtsignifikante, negative Korrelation von r = -0.26 mit dem Kriterium, zeigt in der Regressionsanalyse jedoch einen signifikant von 0 verschiedenen positiven Regressionskoeffizienten (β = 0.24). Die signifikante Korrelation mit Prädiktor 3 (r = -0.75) ist ein Hinweis auf Multikollinearität. Entfernt man Prädiktor 4 aus dem Modell, sinkt das Bestimmtheitsmaß um 0.02. Außerdem wird das Beta-Gewicht von Prädiktor 3 geringer und der dazugehörige p-Wert höher. Entfernt man Prädiktor 3 aus der Analyse, verschwindet der Einfluss von Prädiktor 4 auf das Kriterium. Prädiktor 4 hat – wie die Korrelationsanalyse vermuten lässt – nur im Zusammenhang mit Prädiktor 3 eine entscheidende Rolle im Regressionsmodell. Es handelt sich also um einen Suppressionseffekt mit Prädiktor 4 als Suppressorvariable.

Neben dem Betrachten der Korrelationsanalysen und dem Vergleich mit den Ergebnissen der Regressionsanalysen können Multikollinearitätsmaße auch rechnerisch bestimmt werden. Die Toleranz stellt eine Möglichkeit zur Bestimmung von Multikolliniarität dar. Zur Berechnung subtrahiert man das multiple Bestimmtheitsmaß R² einer multiplen Regression, mit dem ein Prädiktor j durch alle anderen Prädiktoren vorhergesagt wird, von 1 (Tolj = 1 - R²). Ist R² hoch, spricht das für einen hohen Zusammenhang der Prädiktoren und somit für das Vorliegen von Multikollinearität. Da aus hohen Bestimmtheitsmaßen niedrige Toleranzwerte Tolj resultieren, sind niedrige Werte der Toleranz ein Hinweis auf Multikollinearität in den Daten. Die Werte der Toleranz befinden sich wie R² im Wertebereich zwischen 0 und 1. Im vorliegenden Beispiel weisen die kleinen Toleranzwerte aller Prädiktoren auf Multikollinearitäten hin. Für Prädiktor 1 und 2 ergeben sich sogar Toleranzwerte von 0, da sie fast perfekt durch den jeweils anderen Prädiktor vorhersagbar sind.

Ein weiteres Maß zur Bestimmung der Multikollinearität ist der Varianzinflationsfaktor (VIF). Dieser berechnet sich als Kehrwert der Toleranz:


Datei:3 4 MLR MK Formel.PNG


Die Untergrenze des VIFs ist 1 und gibt an, dass der jeweilige Prädiktor j unkorreliert mit allen anderen Prädiktoren ist. Ein höherer VIF bedeutet dementsprechend größere Multikollinearität.


Videolink neu.PNG kkk Im Video wird das Auftreten von Multikollinearität im Rahmen multipler linearer Regressionen näher erläutert.


Simulationslink neu2.PNG kkk In der interaktiven Simulation können Redundanz- und Suppressionseffekte anhand von verschiedenen Beispieldatensätzen nachvollzogen werden.


Weiterführende Literatur

Bortz, J., & Schuster, C. (2017). Statistik für Human- und Sozialwissenschaftler. Springer-Verlag.

Eid, M., Gollwitzer, M., & Schmitt, M. (2017). Statistik und Forschungsmethoden. Beltz.

Rudolf, M. & Buse, J. (2020). Multivariate Verfahren. Eine praxisorientierte Einführung mit Anwendungsbeispielen (3. Aufl., Kapitel 2.2 und 2.3). Göttingen: Hogrefe.

Rudolf, M., & Kuhlisch, W. (2008). Biostatistik: Eine Einführung für Biowissenschaftler (Kapitel 7.6). München: Pearson Studium.