Funktionalismus

Aus eLearning - Methoden der Psychologie - TU Dresden
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Der Funktionalismus gehört zu den materialistischen Positionen in der Debatte um das Leib-Seele-Problem. Das heißt er nimmt an, dass im Grunde des Seins alles Materie ist. Geistige Zustände werden lediglich als funktionale Zustände gesehen.

Ein funktionaler Zustand ist dadurch gekennzeichnet, dass er auf einen bestimmten Input einen bestimmten Output folgen lässt und dann in einen anderen Zustand übergeht - wie ein Automat. Der Zustand Angst z.B. reagiert auf den Input „bedrohlicher Reiz“ mit „Herzrasen“ und wechselt in den neuen Zustand „Flucht“, in dem der Mensch wieder ganz anders reagieren kann. Zentral ist im Funktionalismus die Annahme, dass diese Zustände materiell auf ganz verschiedene Arten realisiert werden – so wie z.B. die Atmung durch Kiemen, Lungen oder durch die Haut realisiert werden kann.

Diese Position ist weniger reduktionistisch als die radikalen Versionen der Identitätstheorie und der Eliminative Materialismus. Denn sie spricht den mentalen Phänomenen, die wir erleben, einen gewissen eigenen Sinn zu und macht sie unabhängig von ihrer materiellen Implementierung, wenngleich sie kein eigenes substantielles Sein haben. Der Funktionalismus spiegelt die Sichtweise eines extremen, ontologischen Kognitivismus wieder, welcher sich in der Bewegung der Strong AI (starke artifizielle Intelligenz) niederschlägt: ihre Vertreter sind der Überzeugung, dass z.B. auch Computer irgendwann mentale Phänomene erleben können, da biologische kognitive System letztlich wie organische Computer funktionieren. Dagegen sehen Vertreter eines eher epistemischen Kognitivismus, die sogenannte weak AI, Computerprogramme nur als nützliche Modelle mentaler Prozesse.


Ausgelagerte Bildbeschreibung von Funktionalismus

Materie = Funktionaler Zustand = (Mentaler Zustand)


Ein Problem des Funktionalismus ist vor allem das Erklären der Qualia – des subjektiven Erlebens. Denn dieses ist als bloße Funktion nicht ausreichend beschrieben (siehe z.B. das Gedanken-Experiment zum Chinesischen Zimmer). Funktionale Zustände könnten laut dieser Kritik genauso gut in Automaten ohne bewusstes subjektives Erleben ablaufen, dabei aber die Funktionen eines Bewusstseins vortäuschen.

Da die Frage, ob ein System Bewusstsein und subjektives Erleben letztlich von außen schwer zu bestimmen ist, schlug Alan Turing den Turing Test vor: wenn ein System in einer Kommunikation mit einem Menschen selbst als Mensch identifiziert wird, dann müssen wir ihm Bewusstsein zugestehen. Selbst kann man dieses Experiment am Programm Eliza durchführen, welches einen Gesprächstherapeuten simuliert.


Filme Ghost in the Shell (Anime), Blade Runner