Identitätstheorie
Die Identitätstheorie gehört zu den monistischen und tendenziell materialistischen Positionen in der Debatte um das Leib-Seele-Problem. Sie nimmt an, dass mentale und physikalische Zustände wie zwei Seiten ein und derselben, identischen Sache sind, im Grunde des Seins also alles Materie ist. Im Speziellen bedeutet das, dass mentalen Phänomene, wie Bewusstsein, Seele, Persönlichkeit usw., die sprachliche Beschreibung physikalischer Zustände sind.
In der Debatte um die Identitätstheorie hat sich die Type-Identitätstheorie als radikale Form, und die Token-Identitätstheorie als schwächere Form entwickelt (Type und Token verhalten sich hier wie Klasse und Instanz, also z.B. Hund als Klasse und „Wuffi“ als Instanz).
Die Type-Theorie wie die Token-Theorie nehmen an, dass jedem mentalen Zustand ein materieller Zustand entspricht. Letztlich seien alle mentalen Zustände über die materiellen Bestandteile des Gehirns erklärbar. Vertreter wie David M. Armstrong oder John J.C. Smart sehen sogar alles auf physikalische Gesetze zurückführbar.
Allerdings nimmt die Type-Theorie an, dass ein mentaler Zustand, wie z.B. der Gedanke „Ich mag Marmelade“ immer einem materiellen Gehirnzustand entspricht, egal ob es morgens beim Frühstück gedacht wird oder abends beim Einschlafen. Mentale Zustände gleichen also immer exakt entsprechenden physikalische Zustände, wie letztlich im eliminativen Materialismus. Dementsprechend könnte die psychologische Erforschung mentaler Zustände mittelfristig durch die Erforschung von Gehirnzuständen ersetzt werden und das „Gedankenlesen“ mittels Hirnscanner wäre möglich.
Dem widersprechend nimmt die Token-Theorie an, dass ähnliche mentale Zustände sich im Detail sehr unterscheiden, z.B. der Gedanke „Ich mag Marmelade“ morgens beim Frühstück einem anderen materiellen Gehirnzustand entspricht als abends beim Einschlafen. Wenn also eine Klasse von mentalen Zuständen - der Gedanke „Ich mag Marmelade“ - letztlich aus vielen konkreten Tokens – der Gedanke morgens, der Gedanke abends – besteht, wird es unmöglich, eine direkte Zuordnung von mentalen zu physikalischen Zuständen vorzunehmen. Im konkreten entspricht zwar weiterhin ein mentaler Token-Zustand einem physikalischen Token-Gehirn-Zustand, aber es gibt praktisch unendlich viele dieser Paare. Das „Gedankenlesen“ mittels Hirnscanner wäre unmöglich, die Erforschung mentaler Zustände durch die Psychologie hätte neben der Erforschung von Gehirnzuständen genauso ihre Berechtigung.
Reduktive Type-Identitätstheorie
Non-reduktive Token-Identitätstheorie