Kognitivismus: Unterschied zwischen den Versionen

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Die 60er und 70er Jahre bezeichnen besonders in der US-amerikanischen Psychologie die '''kognitive Wende''', weg von einer behavioristischen Sichtweise hin zu eine kognitivistischen. <br/>
Die Zentrale Annahme des Kognitivismus ist die, dass sich der menschliche Geist (und das menschliche Gehirn) am besten als informationsverarbeitende Systeme beschreiben lassen. Darauf fußt entsprechend auch ein erneuter Fokus auf mentale Prozesse und damit verbunden die Überlegung, dass beobachtbares Verhalten durchaus auch Rückschlüsse auf die zugehörigen, verborgenen mentalen Prozesse zulässt. Forschungsgegenstand sind dementsprechend mentale Prozesse und Strukturen. Damit stellt der Kognitivismus einen konträren Forschungsansatz zum [Behaviorismus] dar. (Gewissermaßen erforscht man im Kognitivismus die von den Behavioristen so ernannte „Blackbox“.)<br/>
<br/>Das Menschenbild sieht die menschliche Psyche analog zur Funktionsweise eines Computers (siehe [[Funktionalismus]]). Der Kognitivismus bedient sich also des '''Computermodells als einer Metapher''' für die menschliche Art und Funktion des Denkens. <br/>
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Der Sprachwissenschaftler Noam Chomsky leitete mit seiner Behaviorismus-Kritik die kognitive Wende ein. Er kritisierte vor allem die von B.F. Skinner postulierte ''[[Behaviorismus|behavioristische]] Sprachtheorie'', die den Spracherwerb auf ein Reiz-Reaktions-Muster zu reduzieren versuchte (und der Behaviorismus u.a. deswegen einen wissenschaftlichen Höhepunkt erlebte). Chomsky konnte widerlegen, dass der Spracherwerb auf diese Weise funktioniere. Durch diese Widerlegung und viele andere von ihm angeführten Argumente geriet der so dominante Behaviorismus ins Wanken. Stattdessen wurde in und nach der kognitiven Wende die Betonung wieder mehr auf Kognitionen, also mentale Prozesse und Strukturen, gelegt.<br/>
<br/>'''Kognitive Verhaltenstherapie'''<br/>Anders als in der bislang vorherrschenden behavioristischen Verhaltenstherapie, die sich nur auf die Aspekte der Reizaufnahme und der Verhaltensausgabe konzentrierte, kann die kognitive Verhaltenstherapie sich differenzierter mit dem Erleben und Verhalten des Menschen auseinandersetzen: Zusätzlich werden im kognitivistischen Ansatz die Reizverarbeitung, Reizbewertung und Reizsteuerung analysiert, mentale Zwischenschritte, die gezeigtes Verhalten auf explizitere ''Verarbeitungsschritte'' zurückführen können.<br/>Die Grundannahme der kognitiven Therapie ist es, dass das menschliche Verhalten dadurch bestimmt ist, ''wie'' eine Person denkt. Im Fokus der Therapie steht der Versuch, diese sogenannten "Denkmuster" ('''Konstrukte''' oder Schemata) des Patienten ausfindig zu machen um diese ggf. zu verändern, insofern diese Muster fehlangepasst sind und sich verhaltensstörend auswirken.<br/>
<br/> ''Der US-amerikanische Psychologe George Alexander Kelly stellte beispielsweise eine sehr ausführliche [https://portal.hogrefe.com/dorsch/theorie-der-persoenlichen-konstrukte/ Konstrukttheorie] auf, die zu erklären versucht, wie bestimmte Denkmuster entstehen.''<br/>
<br/>Wenn ein Klient seine Denkmuster mithilfe des Psychologen erkannt hat, muss er diese Muster auf ihre ''Angemessenheit'' überprüfen. Wenn bestimmte Kognitionen sich als irrational herausstellen, werden diese korrigiert. Das bedeutet, dass die ''Einstellung'' des Patienten zu bestimmten Reizen (Situationen, Verhalten anderer etc.) verändert wird und sich daraus in der Konsequenz das Verhalten des Klienten zum Positiven verändert.<br/>
<br/>''Ein Beispiel aus der Sozialpsychologie: feindselige Attribution
Personen, die ein sehr aggressives, feindseliges Verhalten an den Tag legen, obwohl die Situation "objektiv" betrachtet keinen Anlass dazu bietet, könnten dem Denkmuster der "feindseligen Attribution" unterlegen sein. Wenn solche Personen z.B. in einem vollen Bus versehentlich angerempelt werden, reagieren sie wütend und empört, da sie dem Verursacher eine böse Absicht unterstellen. Sie fühlen sich von der "Welt" unfair behandelt und reagieren darauf mit Aggression.<br/>
In der Therapie wird versucht, den Betroffenen andere Sichtweisen auf unklare Situationen zu eröffnen (unklar im Bus-Beispiel wäre, ob das Anrempeln eine böswillige Absicht, oder ein Versehen war). Sie lernen, ihre Denkweise zu erkennen ("ich unterstelle Leuten oft böse Absichten"), zu korrigieren ("die meisten Menschen haben keine böse Intention mir gegenüber'') und in der Folge ihr Verhalten anzupassen ("das Anrempeln war nur ein Versehen, also werde ich auch nicht schimpfen'').''<br/>

Version vom 2. Februar 2015, 13:21 Uhr

Die 60er und 70er Jahre bezeichnen besonders in der US-amerikanischen Psychologie die kognitive Wende, weg von einer behavioristischen Sichtweise hin zu eine kognitivistischen.
Die Zentrale Annahme des Kognitivismus ist die, dass sich der menschliche Geist (und das menschliche Gehirn) am besten als informationsverarbeitende Systeme beschreiben lassen. Darauf fußt entsprechend auch ein erneuter Fokus auf mentale Prozesse und damit verbunden die Überlegung, dass beobachtbares Verhalten durchaus auch Rückschlüsse auf die zugehörigen, verborgenen mentalen Prozesse zulässt. Forschungsgegenstand sind dementsprechend mentale Prozesse und Strukturen. Damit stellt der Kognitivismus einen konträren Forschungsansatz zum [Behaviorismus] dar. (Gewissermaßen erforscht man im Kognitivismus die von den Behavioristen so ernannte „Blackbox“.)

Das Menschenbild sieht die menschliche Psyche analog zur Funktionsweise eines Computers (siehe Funktionalismus). Der Kognitivismus bedient sich also des Computermodells als einer Metapher für die menschliche Art und Funktion des Denkens.

Der Sprachwissenschaftler Noam Chomsky leitete mit seiner Behaviorismus-Kritik die kognitive Wende ein. Er kritisierte vor allem die von B.F. Skinner postulierte behavioristische Sprachtheorie, die den Spracherwerb auf ein Reiz-Reaktions-Muster zu reduzieren versuchte (und der Behaviorismus u.a. deswegen einen wissenschaftlichen Höhepunkt erlebte). Chomsky konnte widerlegen, dass der Spracherwerb auf diese Weise funktioniere. Durch diese Widerlegung und viele andere von ihm angeführten Argumente geriet der so dominante Behaviorismus ins Wanken. Stattdessen wurde in und nach der kognitiven Wende die Betonung wieder mehr auf Kognitionen, also mentale Prozesse und Strukturen, gelegt.

Kognitive Verhaltenstherapie
Anders als in der bislang vorherrschenden behavioristischen Verhaltenstherapie, die sich nur auf die Aspekte der Reizaufnahme und der Verhaltensausgabe konzentrierte, kann die kognitive Verhaltenstherapie sich differenzierter mit dem Erleben und Verhalten des Menschen auseinandersetzen: Zusätzlich werden im kognitivistischen Ansatz die Reizverarbeitung, Reizbewertung und Reizsteuerung analysiert, mentale Zwischenschritte, die gezeigtes Verhalten auf explizitere Verarbeitungsschritte zurückführen können.
Die Grundannahme der kognitiven Therapie ist es, dass das menschliche Verhalten dadurch bestimmt ist, wie eine Person denkt. Im Fokus der Therapie steht der Versuch, diese sogenannten "Denkmuster" (Konstrukte oder Schemata) des Patienten ausfindig zu machen um diese ggf. zu verändern, insofern diese Muster fehlangepasst sind und sich verhaltensstörend auswirken.

Der US-amerikanische Psychologe George Alexander Kelly stellte beispielsweise eine sehr ausführliche Konstrukttheorie auf, die zu erklären versucht, wie bestimmte Denkmuster entstehen.

Wenn ein Klient seine Denkmuster mithilfe des Psychologen erkannt hat, muss er diese Muster auf ihre Angemessenheit überprüfen. Wenn bestimmte Kognitionen sich als irrational herausstellen, werden diese korrigiert. Das bedeutet, dass die Einstellung des Patienten zu bestimmten Reizen (Situationen, Verhalten anderer etc.) verändert wird und sich daraus in der Konsequenz das Verhalten des Klienten zum Positiven verändert.

Ein Beispiel aus der Sozialpsychologie: feindselige Attribution Personen, die ein sehr aggressives, feindseliges Verhalten an den Tag legen, obwohl die Situation "objektiv" betrachtet keinen Anlass dazu bietet, könnten dem Denkmuster der "feindseligen Attribution" unterlegen sein. Wenn solche Personen z.B. in einem vollen Bus versehentlich angerempelt werden, reagieren sie wütend und empört, da sie dem Verursacher eine böse Absicht unterstellen. Sie fühlen sich von der "Welt" unfair behandelt und reagieren darauf mit Aggression.
In der Therapie wird versucht, den Betroffenen andere Sichtweisen auf unklare Situationen zu eröffnen (unklar im Bus-Beispiel wäre, ob das Anrempeln eine böswillige Absicht, oder ein Versehen war). Sie lernen, ihre Denkweise zu erkennen ("ich unterstelle Leuten oft böse Absichten"), zu korrigieren ("die meisten Menschen haben keine böse Intention mir gegenüber) und in der Folge ihr Verhalten anzupassen ("das Anrempeln war nur ein Versehen, also werde ich auch nicht schimpfen).