Erklären

Aus eLearning - Methoden der Psychologie - TU Dresden
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Nach Erklärungen für Erleben und Verhalten zu suchen bedeutet, die Kausalrelationen zwischen Ursachen und Folgen zu erforschen. Man möchte herausfinden, welche Gründe hinter einem Verhalten stehen und dementsprechend auch, welche Prozesse dem Verhalten unterliegen. Erklärung kann man vereinfacht also gleichsetzen mit einer Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen zwei Variablen.
Dies lässt deutlich akkuratere und weitreichendere Voraussagen zu, als das Aufdecken einfacher Zusammenhänge (Korrelationen), wie sie das Beschreiben liefert.


Zwei Arten von Erklärungen lassen sich unterscheiden:

Eine Erklärung erster Ordnung ist ein einfaches Wenn-Dann-Schema: die unabhängige Variable ist die direkte Ursache der abhängigen Variable:

Ausgelagerte Bildbeschreibung von Erklärung erster Ordnung


Die Erklärung zweiter Ordnung sieht zwischen der UV und der AV noch eine intervenierende Variable vor, die oftmals ein hypothetisches Konstrukt darstellt (also nicht direkt beobachtet worden ist):

Ausgelagerte Bildbeschreibung von Erklärung zweiter Ordnung


Erklärungen basieren auf Theorien und Hypothesen, deren Struktur sich folgendermaßen verdeutlichen lässt:
Ausgelagerte Bildbeschreibung von Struktur Erklärungen


Nomothetik und Idiographik

Im Zuge der Diskussion zwischen Unterscheidung qualitativer und quantitativer Forschung wird häufig zwischen Erklären (nomothetischer Ansatz) und Verstehen (idiographischer Ansatz) unterschieden: Der nomothetische Ansatz sieht Theorien als Verallgemeinerungen, man sucht also nach allgemein- und zeitlich unbegrenzt gültigen Gesetzen. Diesen Ansatz findet man in der Naturwissenschaft – die Allgemeine Psychologie ist ein typisches Beispiel.

Im Gegensatz dazu steht der idiographische Ansatz, der das Verstehen des Individuums in den Vordergrund stellt. Der soziale und historische Kontext wird ebenso mit einbezogen wie die Gründe und Intentionen, die ein Individuum zum Handeln veranlassen. Dieser Ansatz ist typisch für die Geisteswissenschaften und beispielsweise die Idee der differentiellen Psychologie.

Erklärungen versuchen demnach, die grundlegenden Prozesse aufzudecken, die allen Lebewesen oder allen Menschen gemein sind. Beim Verstehen hingegen konzentriert man sich eher auf Einzelfälle, die dann umfassend individuell und tiefergehend analysiert werden. Aus dem Konflikt der Ansätze entspringt das andauernde Spannungsfeld zwischen humanistisch-konstruktivistischer und naturwissenschaftlich-objektivierender Psychologie, das sich durch Forschung und Therapie zieht.

Strategien der Erklärung


Aus Sicht des Philosophen Daniel Dennet könnte es sich allerdings beim Erklären und beim Verstehen letztlich nur um Erklärungen handeln, die verschiedenen Erklärungsstrategien folgen:
Dementsprechend unterscheidet er drei Strategien der Erklärung: die physikalische, die funktionale, und die intentionale Strategie. Während die physikalische und funktionale Strategie Erklärungen im Sinne des nomothetischen Ansatzes hervorzubringen vermag und dementsprechend in den Naturwissenschaften angewandt wird, erinnert die intentionale Strategie eher an das qualitative Verstehen –sie wird laut Dennet immer dann intuitiv von uns angewandt, wenn wir es mit der Beschreibung von Menschen zu tun haben, denn diese lassen sich in ihrer Komplexität nicht leicht auf die anderen beiden Strategien reduzieren.
Modelle als Erklärungen
Ein anderer Weg, der Komplexität von Erklärungen für menschliches Verhalten Herr zu werden ohne auf die intentionale Strategie zurückzugreifen bietet sich in der Verwendung explanativer Modelle an, welche zur Formalisierung komplexer Theorien verwendet werden.