Francis Galton
Der britische Schriftsteller und Naturforscher Francis Galton (1822-1922) kann als einer der Begründer der Differentialpsychologie gesehen werden.
Galton war ein nahezu besessener Wissenschaftler, der bei jeder Gelegenheit Beobachtungen durchführte (z.B. über die Interessantheit eines Theaterstücks, gemessen am Gähnen des Publikums). Er interessierte sich unter anderem für die statistische Erfassung der Ausprägung psychologischer Merkmale und deren Variation in der Bevölkerung und entwickelte erste Ansätze zur Korrelationsmethode. Galton vertrat, für die damalige Zeit nicht ungewöhnlich, das Ziel, im Rahmen einer positiven Eugenik die „menschliche Rasse zu verbessern“, und zwar durch das Fördern der Geburten von Kindern der „besseren“ Klassen (im Vergleich dazu bezeichnet man als negative Eugenik ein theoretisches Gesellschaftskonzept, dass den Anteil „schlechter“ Gene verringern soll. – ein Ansatz, der im Nationalsozialismus zur verbrecherischen Tötung unzähliger, als „unwert“ verurteilter Menschen führen sollte).
Als Vertreter der Theorie der Dummheit der Masse, führte Galton ein einsichtsreiches, aber aus seiner Sicht wohl „gescheitertes“ Experiment durch:
Auf einem Ochsengewicht-Schätz-Wettbewerb einer englischen Nutztiermesse wollte Galton die „Dummheit der Masse“ beweisen und notierte sich alle abgegebenen Schätzwerte aus der breiten Bevölkerung (also sowohl Experten als auch Laien). Zu seinem Erstaunen wich der Mittelwert aller Schätzwerte nur um 0,8% von dem wirklichen Gewicht des Ochsen ab. Die Verteilung der Schätzwerte um den Mittelwert glich einer Normalverteilung.
In der heutigen differentialpsychologischen Forschung wird grundsätzlich von einer normaltverteilten Merkmalsausprägung ausgegangen. Dieses Grundparadigma fußt also auf den Forschungen von Francis Galton.