Immanuel Kant
Immanuel Kant (1724-1805) ist bekannt als der bedeutendste Philosoph Deutschlands. Über Jahrzehnte schrieb er an seinem erkenntnistheoretischen Werk „Kritik der reinen Vernunft“, das heute zu den einflussreichsten Schriften in der Philosophiegeschichte zählt. Folgende psychologische Aussagen finden sich in Kants Erkenntnistheorie wieder:
Um zu Erkenntnis zu gelangen, ist der Verstand wichtiger als die reine Erfahrung (eine eindeutig rationalistische Position).
Demnach führt die Wahrnehmung von Dingen nur zu einem Abbild des Dinges an sich, was mit dem wirklichen Erkennen eines Sachverhaltes noch nichts zu tun hat. Erst durch die Vernunft wird Erfahrung so geordnet, dass sie der Erkenntnis dient. Die Ordnung von Erfahrungen geschieht auf zwei Weisen:
Dadurch, dass der Mensch seine bisherige Erkenntnis a priori ordnet (d.h. im vorherein, unter Absehung von Erfahrung), können Beobachtungen a posteriori (d.h. im Nachhinein, die Erfahrung zugrunde gelegt) geordnet werden. In anderen Worten können wir aus Erfahrung lernen, wenn wir unseren Verstand nutzen. Das bedeutet, unsere bisherige Erkenntnis vorbereitend zu nutzen, um Beobachtungen richtig in ein bestehendes Netz der Erkenntnis einordnen und interpretieren zu können. Das reine Nachdenken hingegen produziert keine neue Erkenntnis.
Das Nutzen des eigenen Verstandes in seiner Erkenntnislehre impliziert schon die Annahme Kants, dass Wahrnehmung auf der Beschaffenheit eines jeden individuellen Erkenntnisapparats beruht. Eine direkte Wahrnehmung der Realität ist demnach nicht möglich (damit folgt er Humes sonst eher empiristisch ausgerichteter Sichtweise). Aufgrund dieser Individualität ist jeder Mensch ein autonomes Individuum, das vernunftgeleitet und selbstbestimmt denkt und handelt.
Was in Bezug auf Wissenschaft hinter der vernunftgeleiteten Erkenntnistheorie steht, ist die Forderung, Einzelbeobachtungen mit Hilfe der genannten Schritte so zu ordnen, dass sie zur Erkenntnis zugrunde liegender Gesetzmäßigkeiten beitragen.
Induktion
Deduktion