Franz Brentano: Unterschied zwischen den Versionen
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Für den deutschen Philosophen und Psychologen '''Franz Brentano''' (1838-1917) war die Psychologie als Wissenschaft von sehr grundlegender Bedeutung. Wenngleich in der geschichtlichen Entwicklung die Psychologie aus der Philosophie hervorging, sieht Brentano den Nutzen der Psychologie wiederum darin, philosophische Theorien zu generieren, beziehungsweise zu stützen. Er forderte die Anerkennung der '''Philosophie als Naturwissenschaft, die auf den Kenntnissen der Psychologie aufbaut'''. <br/> | |||
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Auch Brentano sieht demnach eine Zweiteilung der Psychologie vor, allerdings auf eine andere Weise als seine „Kollegen“ [[Wilhelm Dilthey]] oder [[Wilhelm Wundt]]: <br/> | |||
Die '''Deskriptive Psychologie''' beschäftigt sich mit der Ergründung von Wahrnehmungs- und Denkprozessen. Das Bewusstsein wird als eine Einheit angesehen, die mit Hilfe der '''Introspektion''' isoliert untersucht werden kann. <br/> | |||
Die '''genetische Psychologie''' hingegen untersucht biologische Prozesse und die Physiologie der Psyche mit naturwissenschaftlichen Methoden. Sie ist der deskriptiven Psychologie nachzuordnen, da sie nur ''unscharfe Daten'' hervorbringt. <br/> | |||
<br/>''Brentano hielt die (in der heutigen Zeit als äußerst kritisch angesehene) Introspektion also für ein exakteres „Messinstrument“ als die naturwissenschaftliche Methodik und steht damit im Kontrast zur Sicht des modernen [[Denkkollektivs]].''<br/> | |||
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Außerdem stellt Brentano eine weitere These über das Bewusstsein auf: Dinge an sich können uns nicht bewusst sein. Das, was uns bewusst ist, ist eigentlich der <u>psychische Akt der Wahrnehmung</u>. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass Bewusstsein an sich kein Selbstzweck ist, sondern, dass wahrgenommene psychische Akte immer ein Objekt intendieren. Das heißt in anderen Worten, dass unser Bewusstsein immer zielgerichtet ist, nämlich auf Dinge, Vorgänge oder Probleme in unserer Umwelt. Brentano prägte für dieses Phänomen den Begriff der '''Intentionalität'''. | |||
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Version vom 29. Januar 2015, 11:32 Uhr
Für den deutschen Philosophen und Psychologen Franz Brentano (1838-1917) war die Psychologie als Wissenschaft von sehr grundlegender Bedeutung. Wenngleich in der geschichtlichen Entwicklung die Psychologie aus der Philosophie hervorging, sieht Brentano den Nutzen der Psychologie wiederum darin, philosophische Theorien zu generieren, beziehungsweise zu stützen. Er forderte die Anerkennung der Philosophie als Naturwissenschaft, die auf den Kenntnissen der Psychologie aufbaut.
Auch Brentano sieht demnach eine Zweiteilung der Psychologie vor, allerdings auf eine andere Weise als seine „Kollegen“ Wilhelm Dilthey oder Wilhelm Wundt:
Die Deskriptive Psychologie beschäftigt sich mit der Ergründung von Wahrnehmungs- und Denkprozessen. Das Bewusstsein wird als eine Einheit angesehen, die mit Hilfe der Introspektion isoliert untersucht werden kann.
Die genetische Psychologie hingegen untersucht biologische Prozesse und die Physiologie der Psyche mit naturwissenschaftlichen Methoden. Sie ist der deskriptiven Psychologie nachzuordnen, da sie nur unscharfe Daten hervorbringt.
Brentano hielt die (in der heutigen Zeit als äußerst kritisch angesehene) Introspektion also für ein exakteres „Messinstrument“ als die naturwissenschaftliche Methodik und steht damit im Kontrast zur Sicht des modernen Denkkollektivs.
Außerdem stellt Brentano eine weitere These über das Bewusstsein auf: Dinge an sich können uns nicht bewusst sein. Das, was uns bewusst ist, ist eigentlich der psychische Akt der Wahrnehmung. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass Bewusstsein an sich kein Selbstzweck ist, sondern, dass wahrgenommene psychische Akte immer ein Objekt intendieren. Das heißt in anderen Worten, dass unser Bewusstsein immer zielgerichtet ist, nämlich auf Dinge, Vorgänge oder Probleme in unserer Umwelt. Brentano prägte für dieses Phänomen den Begriff der Intentionalität.