Allgemeine Grundpositionen: Unterschied zwischen den Versionen
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Folgt man naturwissenschaftlichen Prinzipien, wie sie beispielsweise in der Biologie, Chemie, Physik und auch der Psychologie verwendet werden, befindet man sich auf der Ebene des '''Reduktionismus''': <br/> | Folgt man naturwissenschaftlichen Prinzipien, wie sie beispielsweise in der Biologie, Chemie, Physik und auch der Psychologie verwendet werden, befindet man sich auf der Ebene des '''Reduktionismus''': <br/> | ||
Er folgt dem analytischen Prinzip "Verstehe die Einzelteile und du wirst das Gesamte verstehen" und beruht also auf der Annahme, dass ein System (wie das "System Mensch") durch seine Einzelbestandteile -und ''nur'' durch seine Einzelbestandteile- bestimmt wird. | Er folgt dem analytischen Prinzip "Verstehe die Einzelteile und du wirst das Gesamte verstehen" und beruht also auf der Annahme, dass ein System (wie das "System Mensch") durch seine Einzelbestandteile -und ''nur'' durch seine Einzelbestandteile- bestimmt wird. | ||
Abstrakt formuliert dies der Wissenschaftstheoretiker Ernest Nagel (1961): | Abstrakt formuliert dies der Wissenschaftstheoretiker Ernest Nagel (1961): <br/> | ||
'''Eine Theorie A ist genau dann auf eine Theorie B reduziert, wenn sich alle Gesetze von A aus den Gesetzen von B ableiten lassen.'''<br/> | '''Eine Theorie A ist genau dann auf eine Theorie B reduziert, wenn sich alle Gesetze von A aus den Gesetzen von B ableiten lassen.'''<br/> | ||
<br/>In der Geschichte der Psychologie gibt es immer wieder Zweifel, ob der Reduktionismus alle Phänomene ausschöpfend erklären kann. Menschliches Verhalten und Erleben kann demnach nicht immer durch seine Einzelelemente erklärt werden, wie es z.B. die [[Gestaltpsychologie]] oder die [[Systemtheorie]] darlegen. Sie fordern deshalb eine andere Erklärungsebene– in seiner am deutlichsten ausgeprägten Form ist das der sogenannte '''Holismus'''. <br/> | <br/>In der Geschichte der Psychologie gibt es immer wieder Zweifel, ob der Reduktionismus alle Phänomene ausschöpfend erklären kann. Menschliches Verhalten und Erleben kann demnach nicht immer durch seine Einzelelemente erklärt werden, wie es z.B. die [[Gestaltpsychologie]] oder die [[Systemtheorie]] darlegen. Sie fordern deshalb eine andere Erklärungsebene– in seiner am deutlichsten ausgeprägten Form ist das der sogenannte '''Holismus'''. <br/> | ||
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Die unterschiedlichen Antworten auf ontologische und epistemologische Fragestellungen ziehen eine weitere Problematik mit sich, die das Menschenbild im engeren Sinne betrifft. Die alltagspsychologisch stark verankerte Vorstellung, dass der Mensch aus "Leib" und "Seele" besteht, ist eine bis heute ungeklärte Frage der Wissenschaft. Selbst wenn ein dualistisches Menschenbild angenommen wird, stellt sich weiterhin die Frage nach der Beschaffenheit von Leib einerseits und Seele andererseits. (ausführlich siehe dazu [[Leib-Seele-Problem]]!) | Die unterschiedlichen Antworten auf ontologische und epistemologische Fragestellungen ziehen eine weitere Problematik mit sich, die das Menschenbild im engeren Sinne betrifft. Die alltagspsychologisch stark verankerte Vorstellung, dass der Mensch aus "Leib" und "Seele" besteht, ist eine bis heute ungeklärte Frage der Wissenschaft. Selbst wenn ein dualistisches Menschenbild angenommen wird, stellt sich weiterhin die Frage nach der Beschaffenheit von Leib einerseits und Seele andererseits. (ausführlich siehe dazu [[Leib-Seele-Problem]]!) | ||
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Hier sei ebenfalls auf den Artikel zum [[Leib-Seele-Problem]] verwiesen. | Hier sei ebenfalls auf den Artikel zum [[Leib-Seele-Problem]] verwiesen. | ||
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Version vom 12. Februar 2015, 18:01 Uhr
Um die Entwicklung psychologischer Weltbilder und psychologisch-methodischer-Ansätze besser einordnen zu können, werden im Folgenden zunächst einige grundlegende Positionen über die die Beschaffenheit der Welt im Allgemeinen und damit auch der menschlichen Psyche eingeführt. Die im Weiteren vorgestellten philosophischen und psychologischen Theorien lassen sich diesen Grundpositionen jeweils zuordnen.
==Epistemologie und Ontologie==
Um einen Zugang zum Betrachtungsgegenstand der Psychologie zu entwickeln, muss man sich auch damit auseinandersetzen, welches Bild der „Welt an sich“ man hat. In dieser Auseinandersetzung stellen sich zwangsläufig Fragen auf zwei unterschiedlichen Ebenen: der Ontologie und der Epistemologie. Als Ontologie bezeichnet man die „Lehre des Seienden“, Epistemologie bezeichnet die „Lehre der Erkenntnis “. Eine Vermischung dieser Ebenen in der Auseinandersetzung mit verschiedenen Weltbildern trägt oftmals zu Missverständnissen bei.
Ontologische Fragestellungen: Was ist die Realität? Wie ist unsere Welt beschaffen? Aus was besteht der Mensch?
Fragen der Epistemologie: Wie finde ich heraus, was die Wahrheit, die Realität ist? Welche Methoden nutze ich, um zu Erkenntnis zu erlangen?
Ontologie
Die grundlegende Frage, was Realität überhaupt ist und wie bzw. ob wir diese wahrnehmen können, lässt sich auf zwei konträre Standpunkten, dem Idealismus und dem Realismus, vereinfacht abbilden.
Idealismus: Der radikale Idealismus verneint die Existenz einer Außenwelt. Alles, was der Mensch wahrnimmt, ist nur ein Produkt seines eigenen Geistes. Der kritische Idealismus relativiert diese Aussage: Er schließt eine unabhängig existierende Außenwelt nicht von vornherein aus, bezweifelt allerdings, dass der Mensch fähig ist, diese Außenwelt zu erkennen.
Im Rahmen des kritischen Idealismus kann man (psychologische) Theorien dementsprechend nicht als einen Versuch sehen, die real existierende Welt abzubilden und zu erklären. Man nutzt stattdessen Theorien als ein Instrument welches angewandt auf die (immer unbekannte) "Realität“ mal gut und mal schlecht funktioniert (daher stammt auch der Name Instrumentalismus).
Realismus: Vertreter des Realismus gehen davon aus, dass es eine materielle Außenwelt gibt und diese vom Menschen auch erkannt werden kann. Der strenge Realismus (auch naiver Realismus genannt) behauptet, dass der Mensch die Welt exakt so wahrnimmt, wie sie ist. Im kritischen Realismus wird menschliche Fehlbarkeit eingestanden: Die Welt kann nur näherungsweise exakt wahrgenommen werden.
Im Gegensatz zur idealistisch geprägten Wissenschaft, sollten Theorien im Realismus ein Abbild der Realität darstellen.
Epistemologie
Die Grundlegende Frage, wie wir die Realität erkennen können (egal wie beschränkt diese Erkenntnis ontologisch sein mag) lässt sich vereinfach auf zwei Ansätze abbilden: den Empirismus und den Rationalismus.
Empirismus: Die Quelle der Erkenntnis ist die Sinneserfahrung. Aus diesen Erfahrungen heraus lassen sich Theorien generieren. Sie spiegeln dann die gesammelten Beobachtungen wider (siehe: Induktion).
Rationalismus: Dieser Erkenntnisweg hat seine Basis im Idealismus. Zur Wahrheitsfindung gelangt man vorwiegend über das Denken und den Verstand. Generierte Theorien entstehen demnach deduktiv, sind zunächst hypothetisch und werden dann empirisch überprüft.
==Erklärungsebenen==
Eine wissenschaftliche Theorie kann nun auf unterschiedlichen Ebenen angesetzt werden, um z.B. ein psychologisches Phänomen zu erklären. Bei den im Folgenden dargestellten Ansätzen stellt sich bereits die Frage: handelt es sich bei den Standpunkten um ontologische oder epistemische? Sagen sie etwas darüber, wie die Welt ist, oder wie man etwas über sie herausfinden kann (unabhängig davon, wie sie wirklich ist)?
Folgt man naturwissenschaftlichen Prinzipien, wie sie beispielsweise in der Biologie, Chemie, Physik und auch der Psychologie verwendet werden, befindet man sich auf der Ebene des Reduktionismus:
Er folgt dem analytischen Prinzip "Verstehe die Einzelteile und du wirst das Gesamte verstehen" und beruht also auf der Annahme, dass ein System (wie das "System Mensch") durch seine Einzelbestandteile -und nur durch seine Einzelbestandteile- bestimmt wird.
Abstrakt formuliert dies der Wissenschaftstheoretiker Ernest Nagel (1961):
Eine Theorie A ist genau dann auf eine Theorie B reduziert, wenn sich alle Gesetze von A aus den Gesetzen von B ableiten lassen.
In der Geschichte der Psychologie gibt es immer wieder Zweifel, ob der Reduktionismus alle Phänomene ausschöpfend erklären kann. Menschliches Verhalten und Erleben kann demnach nicht immer durch seine Einzelelemente erklärt werden, wie es z.B. die Gestaltpsychologie oder die Systemtheorie darlegen. Sie fordern deshalb eine andere Erklärungsebene– in seiner am deutlichsten ausgeprägten Form ist das der sogenannte Holismus.
Holistisch zu forschen bedeutet, das zu untersuchende System in seinem Ganzen zu betrachten, ohne es in seine Bestandteile zerlegen zu wollen bzw. zu können.
Eine vermittelnde Position nimmt die Sichtweise der Emergenz ein, wie sie in der Systemtheorie zu tragen kommt: Eine Systemeigenschaft lässt sich prinzipiell nicht aus Eigenschaften der Komponenten ableiten, selbst wenn sie ja letztlich aus Ihnen besteht (im Artikel zur Emergenz finden Sie ein sehr anschauliches Beispiel). Daher müssen auch Theorien und eventuell daraus resultierende Gesetze immer auf der Ebene des Untersuchungsgegenstands formuliert werden.
==Leib und Seele==
Die unterschiedlichen Antworten auf ontologische und epistemologische Fragestellungen ziehen eine weitere Problematik mit sich, die das Menschenbild im engeren Sinne betrifft. Die alltagspsychologisch stark verankerte Vorstellung, dass der Mensch aus "Leib" und "Seele" besteht, ist eine bis heute ungeklärte Frage der Wissenschaft. Selbst wenn ein dualistisches Menschenbild angenommen wird, stellt sich weiterhin die Frage nach der Beschaffenheit von Leib einerseits und Seele andererseits. (ausführlich siehe dazu Leib-Seele-Problem!)
==Monismus und Dualismus==
Hier sei ebenfalls auf den Artikel zum Leib-Seele-Problem verwiesen.